Summer reading list | Nina

Summer reading list | Nina

Viele würde meinen: „Was? Warum jetzt noch eine Summer reading list? Der Sommer ist doch schon längst vorbei!
Muss die arme Tante denn in einem Zimmer ohne Fenster leben oder ist ihr das Kälteempfinden abhanden gekommen?“ Doch nein, nichts davon trifft auf mich zu.

Ich weiß sehr wohl, dass sich die warme Jahreszeit, zumindest wettertechnisch, schon vor einer Weile von uns verabschiedet hat, jedoch haben wir Studenten – Gott sei Dank – noch einen halben Monat Zeit in einen Flieger zu steigen, uns auf den Strand zu legen und dort die übrig gebliebene Sommerlektüre zu lesen. Für all diejenigen, für die es nie zu viele Bücher geben kann, möchte auch ich – als dritte im Bunde – ein paar Lesetipps loswerden.

Processed with VSCOcam with c1 preset

Ich gebe zu, meistens lese ich, wenn nicht gerade einen dicken Wälzer für die Uni, Schundbücher. Was ist das, fragt ihr euch? Naja, ich würde es als den Lesestoff bezeichnen, den man beim Thalia auf den Wühltischen findet. Aber nicht die günstigen Schätze, von denen man denkt, sie müssten ganz woanders liegen und das Preisschild eine viel höhere Zahl zeigen. Nein! Diese Bücher haben eine Berechtigung auf jenen Tischen zu liegen. Wenn es eine Abteilung „Für verzweifelte Frauen mittleren Alters“ geben würde, dann könnte man auch dort nach ihnen zu suchen beginnen. Ich möchte mich in meinen Ferien nicht auch noch daueranstrengen, doch weiterempfehlen würde ich keines dieser Bücher. Viel eher präsentiere ich euch hier ein paar Juwelen meiner Vergangenheit, die mich auf irgendeine Art beeindruckt haben. Ich werde versuchen, nicht allzu viel preiszugeben…ich möchte euch ja nicht den Lesespaß nehmen und das Pulver schon am Anfang verschießen. Ich würde mich auch sehr über eure Lesetipps freuen, vielleicht lese ich dann zukünftig nicht mehr ganz so viel Romantikmüll.

1.Der fernste Ort – Daniel Kehlmann

Unter die Riege meiner Lieblingsautoren darf sich Daniel Kehlmann stellen. Er geht mit der deutschen Sprache um, wie es sonst nur wenige können. Ein klaren Schreibstil zeichnet ihn aus und dennoch schafft er es gleichzeitig den Text poetisch wirken zu lassen. Wie auch immer, vielleicht geht es damit auch nur mir so. Die meisten, die sich schon einmal mit Kehlmann beschäftigt haben, werden das Buch „Die Vermessung der Welt“ gelesen haben, noch besser gefällt mir aber „Der fernste Ort“. Der Roman handelt von der Flucht aus dem alltäglichen Leben und dem Aufkommen scheinbar unvorstellbarer, neuer Möglichkeiten. Sehr lesenswert und auch für Zwischendurch geeignet (es hat nur 148 Seiten ;)).

Processed with VSCOcam with c1 preset

2.Madame Verona steigt den Hügel hinab – Dimitri Verhulst

Der flämische Schriftsteller gehört ebenfalls zu meinen liebsten. Er vereint in seinen Büchern Melancholie, Leichtigkeit und Humor so miteinander, dass man glauben könnte, diese Dinge bilden eine unzertrennliche Triade. Sein wohl bekanntestes Werk ist „Die Beschissenheit der Dinge“, das ich nur wärmstens empfehlen kann. Verliebt habe ich mich jedoch in das Buch „Madame Verona steigt dem Hügel hinab“. Es erzählt von einer alten Dame, die sich auf den eisigen Weg ins Tal macht, um dort auf ihren Tod zu warten. Große Gefühle, Irrwitz und der schönste Abschiedsbrief, den ich je gelesen habe, warten auf euch!

3.Wir kennen uns doch kaum – Max Küng

Dieses Erstlingswerk ist mir eigentlich nur aufgrund des schönen Covers in die Hände gefallen. Ja ich bin schuldig, ich kaufe mir Bücher aufgrund der gut gemachten Einbände. Aber irgendwie erscheint mir dann der Beruf des Illustrators sehr wichtig und auch wenn ich ein „Blödsinnsbuch“ gekauft hätte, so wäre zumindest die Arbeit jenes kreativen Kopfes gewürdigt worden. Bei „Wir kennen uns doch kaum“ handelt es sich aber ganz und gar nicht um einen Griff ins Klo. Es geht um zwei Menschen, die es verpasst haben, sich kennenzulernen und nun im E-Mail-Kontakt zueinander stehen. Auch wenn diese Geschichte jetzt sehr nach Glattauers „Gut gegen Nordwind“ klingt, können Parallelen weitgehend ausgeschlossen werden. Die Geschichte wird sehr witzig erzählt und Küng hat es geschafft, Charaktere zu kreieren, deren Wesenszüge man auch gerne bei sich entdecken würde.

Processed with VSCOcam with c1 preset

4.Das Wetter vor 15 Jahren – Wolf Haas

Der österreichische Schriftsteller erlangte durch seine Brenner-Romane große Bekanntheit. Ich persönlich habe noch nie eines dieser Bücher gelesen, da ich eine Abneigung gegen Krimis habe. Cineastisch aufbereitet liebe ich sie, aber beim Lesen dieser Geschichten bekomme ich immer Angst und kann das Buch dann nicht ohne Anwesenheit einer anderen Person zu Ende lesen…was zu organisatorischen Problemen führt. „Das Wetter vor 15 Jahren“ ist hingegen kein Kriminalroman. Es handelt sich viel eher um eine Liebesgeschichte mit vielen Wendungen. Besonders an diesem Werk ist jedoch nicht die Geschichte an sich, sondern die Erzähltechnik. Neben der sonst gewohnten Instanzen Autor – Erzähler – fiktive Figur, führt Haas eine vierte Ebene, nämlich die des fiktiven Autors hinzu. So hält der Leser ein Buch des Autors Wolf Haas in den Händen und liest ein Interview zwischen einer Literaturkritikerin und dem fiktiven Autor Wolf Haas, welches sein neues Buch „Das Wetter vor 15 Jahren“ zum Thema hat, welches wiederum von dem Ingenieur Vittorio Kowalski, einem „Wetten dass…“-Teilnehmer, und seiner Geschichte handelt. Klingt jetzt vielleicht alles ein wenig kompliziert, aber die verschiedenen Ebenen erschließen sich einem beim Lesen. So habt ihr eine Geschichte wahrscheinlich noch nie erzählt bekommen.

5.Die Frau des Zeitreisenden – Audrey Niffenegger

Das nächste Buch ist wohl etwas kitschig und darf guten Gewissens zur Frauenliteratur gezählt werden. Dennoch hat mich dieses Buch aus zwei Gründen bis heute nicht losgelassen: Erstens weil ich früher viele Zeitreisefilme gesehen habe und sich die Handlung meistens um den Typen dreht, der zwischen den Welten wandert. Was aber passiert mit den Zuhausgebliebenen? „Die Frau des Zeitreisenden“ beschäftigt sich genau mit dieser Frage und zeigt den Zwiespalt zwischen Liebe und der Bürde des Wartens sowie der Unmöglichkeit ein normales Leben zu führen auf. Zweitens beginne ich immer wieder beim Lesen der letzten Seite zu weinen.

Processed with VSCOcam with c1 preset

Weitere lesenswerte Schätze:

Der Steppenwolf – Hermann Hesse

Die Physiker – Friedrich Dürrenmatt

Die Stadt der Blinden – José Saramago

Darum – Daniel Glattauer

Unter der Sonne – Daniel Kehlmann

Quecksilber – Amélie Nothomb

 

 

 

 

 

Related Stories

Leave a Comment

Leave A Comment Your email address will not be published