Mensch-Sein ist leicht,
doch Menschlichkeit ist eine Entscheidung
Mensch-Sein ist leicht,
doch Menschlichkeit ist eine Entscheidung
Viele kennen das: Der Großvater sitzt mit grauem Haar, das vom Alter gezeichnet ist, und faltigem Gesicht, das vom Leben erzählt, auf dem Sofa und schildert Geschichten von damals.
Damals als man sich vor Bomben im Keller verstecken musste, als Meinungsfreiheit ein Fremdwort und Sicherheit nur eine Vorstellung war. Er war unzufrieden und musste kämpfen…kämpfen für ein besseres Leben.
Heute, denken wir uns, ist alles anders. Wir sind glücklich, oder versuchen es zu sein. Setzen jeden Tag erneut unser Bein in eine Welt voller Hoffnung und Optionen. Uns gehört die Zukunft! Wir können tun was wir wollen, haben es in der Hand, Dinge zu entscheiden und zu ändern. Doch damit sind wir unzufrieden. Wir haben von allem zu viel. Und vor allem….zu viele Möglichkeiten. Wir wissen nicht wohin der Weg uns führen soll, wohin die Reise geht, wofür wir Energie aufbringen sollen, da die Welt doch alles für uns offen hält.
Doch da draußen gibt es nicht nur das Gelbe vom Ei und den wolkenfreien Himmel, der sich glückliches Leben nennt. Da draußen – außerhalb der Grenzen des sicheren Europas – gibt es Menschen, die eines Tages, wie unser Großvater, von Zeiten erzählen, die beschwerlich und fast unerträglich waren. Und das werden andere nur mit Glück zu hören bekommen, denn eine Zukunft ist nicht allen gewiss. Für viele endet das Leben vor dem Erscheinen der ersten Falten. Kriege sind nicht nur etwas, das in den Geschichtsbüchern steht. Sie sind nicht Thema von Erzählungen, die in Bibliotheken verstauben. Sie sind aktuell und passieren jetzt!
Wir haben das Glück hier geboren zu sein. Und von Glück und Zufall ist wahrlich die Rede. Unsere Samenzelle war die schnellste, sonst wären wir nicht wir. Und wäre besagter Großvater der Bombe nicht entkommen, hätte es unsere Samenzelle gar nicht gegeben. Wir haben ein Glück überhaupt auf dieser Welt zu sein und noch glücklicher dürfen wir uns schätzen, Europäer zu sein. Andere müssen jeden Tag aufs Neue der Gefahr ins Auge blicken. Doch vergessen wir oft, dass jene „Anderen“ auch nur dieses eine Leben haben. Auch sie haben die gleiche Menge Glück, namens Existenz, wie jeder andere. Nicht mehr und nicht weniger. Der Unterschied ist die Ausgangslage. Die Nation ändert nichts an dem Mensch-Sein, sie ändert aber sehr wohl etwas an dem Leben. An der Art und Weise wie wir es führen können.
Derzeit kommen viele in unser Land, für die ihre kleine Welt nicht ertragbar war. Sie wollen atmen, leben und lieben. Dies war ihnen zu Hause nicht möglich und so begaben sie sich auf eine Reise. Eine unbekannte, beschwerliche, aber hoffnungsvolle. Wir haben es in der Hand ihnen zu helfen. Als Mensch auch wirklich Menschlichkeit zu beweisen. Dieses Wort wird heutzutage so oft gebraucht, dass es in unserer Gesellschaft schon fast den Sinn zu verlieren scheint. Menschlichkeit! Doch obwohl man es überall liest, steht es doch für eine Eigenschaft, die viele nicht zu haben scheinen…mit Empathie auf andere zugehen, ihnen zuhören und auf ihre Bedürfnisse zu achten.
Die Generation Y jammert stets, möchte etwas verändern und findet dabei jedoch nichts, wofür es sich zu handeln lohnt. Nun ist die Zeit gekommen. Nehmen wir uns doch alle an der Nase und sehen die, die in Not zu uns kommen, nicht als Eindringlinge, sondern als Menschen, wie wir alle welche sind…der Unterschied ist bloß die Ausgangslage. Arbeiten wir zusammen, um eine Zukunft zu schaffen, in der alle Flüchtlinge von einer schrecklichen Zeit, aber auch von einem glücklichen Wendepunkt erzählen können, durch den sie dann, als zufriedene Großeltern vor ihren Geschichten-lauschenden Enkeln sitzen können.
2 Comments
schön!!
<3