3 ladies – 3 Meinungen
Wieso ich Feministin bin
3 ladies – 3 Meinungen
Wieso ich Feministin bin
‚Ich bin Feministin‘ / ‚Ich bin Feminist‘ – viele Menschen haben auch heute noch große Angst davor, diese Worte laut auszusprechen. Wieso es (auch in unserer Zeit) noch wichtig ist, für Frauenrechte und Gleichberechtigung einzustehen, und wieso wir Feministinnen sind:
Gemeinsam einen Blog zu führen bedeutet auch privat und persönlich auf einer Wellenlänge zu sein – denn passen die eigenen Meinungen und Ideale so gar nicht zu der der Blog-Kolleginnen, gibt es unweigerlich irgendwann einmal Probleme. Neben politischen und moralischen Vorstellungen sind wir uns besonders in Richtung eines Themas (Gott sei Dank!) ziemlich einig: Wir sind Feministinnen. Jedoch bedeutet dieses große Wort für jeden etwas anderes und jeder kann seine ganz eigene Geschichte dazu erzählen. Daher gibt es heute eine neue Ausgabe von ‚3 ladies – 3 Meinungen‘: Wieso ich Feministin bin.
Alina
In meinem Bachelorstudium bin ich zum ersten Mal in Berührung mit dem Wort ‚Feminismus‘ und wofür es steht gekommen. Ich war fasziniert, dass so viel Unwahrheit verbreitet wird und schämte mich auch ein wenig, dass ich so wenig darüber wusste, obwohl ich bereits an alle Punkte der Bewegung von tiefstem Herzen glaubte. Gleichberechtigung, Freiheit, Offenheit, Toleranz – all diese Dinge waren für mich ideelle Grundwerte, nur hätte ich sie nie mit dem Wort Feminismus in Verbindung gebracht. Dafür brauchte es jedoch nur einen kleinen Stoß in die richtige Richtung und nun (3 Jahre später) macht es mir nichts mehr aus mit Leuten darüber zu diskutieren und sie auch endlich von dem Irrglauben der ‚BH-verbrennenden-feminisischen-Revoluzzer‘ abzubringen.
Mit Schrecken verfolgte ich den ‚I don’t need feminism‘-Trend (hier mehr darüber und wieso wir Feminismus auch heute unbedingt noch brauchen) und seit gestern auch die Wahl einer misogynen, chauvinistischen, sexistischen und rassistischen Person zum mächtigsten Mann der Welt. Aber ich sehe auch so viel Gutes für die Zukunft dieser Bewegung, die Tag für Tag Frauen und Männer auf aller Welt inspiriert und immer weiter wächst – Feminisische Memes, T-Shirts und sogar Tinder-Accounts gibt es bereits. Ich liebe den Witz und die Inspiration der Community und fühle mich politisch, gesellschaftlich und eigentlich in allen wichtigen (Wert-)Fragen zugehörig. Deshalb bin ich Feministin und mein Freund ist es auch.
Nina
Ich bin Feministin! Das ist für mich eine Selbstverständlichkeit. Sowie ich möchte, dass Menschen jeder Hautfarbe gleich behandelt werden, so sollen keine Unterschiede zwischen Menschen jeglichen Geschlechts gemacht werden. Besonders wichtig zu betonen ist hier das Wort „Gleichheit“. Emanzipation ist der Schlüssel zum Glück – Feminismus heißt dieses Gedankenkonstrukt nur, weil Frauen in der Geschichte der Menschheit und auch leider heute noch stark marginalisiert werden.
Es fängt bei der Unterrepräsentanz in der Sprache an (ich weiß, auch ich finde das Gendern mühsam), geht über die Objektifizierung des weiblichen Körpers und hat Auswirkungen bis hin zu schlechteren beruflichen Aufstiegschancen. Wir Frauen aus einem Erste Weltland mögen davon nicht sonderlich viel mitbekommen – oder leben auch wir schon zu lange in einem System, das von männlichen Gedanken geleitet wird? Denn sowohl die gesellschaftliche Umwelt als auch die Erziehung sind durch Normen eines Patriarchats geformt.
Versteht mich nicht falsch – ich bin sicher die letzte I-Tüpfelchen-Reiterin in Sachen Feminismus und kann mich mit dem Binnen-I auch nur langsam anfreunden. Außerdem finde ich, dass in manchen Bereichen, wie beispielsweise bei elterlichen Pflichten und Rechten, Männern mehr Beachtung geschenkt werden sollte.
Es geht wie gesagt um Gleichheit! Dadurch, das Frauen faktisch nicht gleichgestellt sind, sollte jeder Mensch dieser Welt, der nicht nur für sich alleine kämpft, sondern dem das Wohlergehen aller am Herzen liegt, Feminist sein. Ich bin es schon lange und hoffe auch du, der Apotheker vom anderen Ende der Straße sowie der Nachbarjunge mit dem krausen Haar.
Márcia
Lange Zeit weigerte ich mich, mich selbst als Feministin zu bezeichnen. Nicht weil ich den Zielen und Werten des Feminismus nicht zustimmen würden, sondern weil ich der Meinung war, bisher gar nichts für die Gleichberechtigung von Frauen getan zu haben. Aus diesem Grund verdiente ich es nicht, mich selbst mit „Ich bin Feministin“ zu betiteln.
In den letzten Jahren habe ich mich sehr mit dem Thema auseinandergesetzt. Ich finde es traurig, dass wir in einer Gesellschaft leben, in der das Wort Feminismus negativ behaftet ist, in der Feminismus mit verrückten, beharrten Frauen gleichsetzt wird. Feminismus ist für mich nichts anderes als Gleichberechtigung. Gleichberechtigung der Geschlechter. Wollen wir nicht alle die gleichen Rechte haben?
Tagtäglich glauben männliche Politiker über den weiblichen Körper entscheiden zu dürfen. Was dürfen wir tragen? Was müssen wir verdecken? Was darf nicht verdeckt werden? Ein besonderes Augenmerkt gilt hier auch dem Thema Abtreibung. Woher nehmen sich Männer das Recht – ohne jegliche Rücksicht auf Frauen – über ein Thema zu diskutieren und zu entscheiden, welches zum großen Teil Frauen und deren Körper betrifft?
Und aus diesen Gründen bin ich Feministin.
Ich bin Feministin, weil ich an die Gleichstellung der Geschlechter glaube. Ich glaube an die Macht von Frauen in einer von Männern regierten Welt. Ich glaube daran, dass Frauen das gleiche Gehalt für die gleiche Arbeitsleistung zusteht. Ich glaube daran, dass Frauen Recht auf Bildung haben. Ich glaube daran, dass Frauen nachts Straßen entlang laufen können und sollten, ohne Angst haben zu müssen. Ich glaube daran, dass Männern beigebracht werden muss, wie sie mit Frauen umzugehen haben und nicht Frauen gepredigt werden sollte, dass, wenn sie sich zu aufreizend kleiden, sie selbst Schuld sind, wenn ihnen schlimme Dinge passieren.
Ich bin Feministin, weil ich an eine gleichberechtigte Gesellschaft glaube.
Wieso wir Feministinnen sind, wisst ihr nun – wir würden sehr gerne noch mehr Artikel in diese Richtung schreiben und würden uns freuen, wenn ihr uns dabei unterstützt! Welche (feministischen, frauenpolitischen oder anderweitig politischen) Themen würden euch noch interessieren? Wir würden uns so über eure Vorschläge und Wünsche freuen <3
*Vielen Dank an Brandy&Melville Vienna für die tollen Outfits!
3 Comments
Das ist ja ein toller Beitrag.
Ich habe in meinem Studium (auch in Wien 😉 ) auch das Fach feministische Kommunikationswissenschaft belegt und wurde von allen schräg angeschaut „ih, wie kannst du sowas machen?“. Aber ich bin unfassbar sensibel dadurch für das Thema geworden. Viele Frauen merken gar nicht, wie sie tagtäglich diskriminiert werden, weil sie einfach daran gewöhnt sind und es „uncool“ ist sich damit auseinander zu setzen. Also sehr cool, dass ihr das Thema mal aufgreift und aufklärt.
Herzliche Grüße, Dorie
http://www.thedorie.com
Ihr lieben, ich würde alles davon unterschreiben, was ihr hier so toll in Worte gefasst habt. Es schockt mich so oft wie negativ der Begriff „Feminismus“ aufgegriffen wird, es macht mich so wütend, dass Männer glauben das Recht zu haben über den Körper von Frauen bestimmen zu können bezüglich Abtreibung usw… Ich finde es so schlimm, dass diese Ungleichheit schon im Kindergarten in die Köpfe eingeimpft wird & an so vielen Stellen eine Ungleichheit erzeugt wird, die natürlicherweise gar nicht da wäre – wenn Eltern ihre Töchter z.B nicht auf einem Klettergerüst klettern lassen & ihre Söhne dazu ermutigen. Mir ist bewusst, dass das nicht bewusst geschieht um Mädchen zurückzuhalten sondern einfach weil es in den Köpfen so tief verankert ist. Und ja es sollte einfach mehr Gleichberechtigung geben. Vielen Dank für diesen Post, ich hoffe man konnte ansatzweise nachvollziehn, was ich gemeint habe, ich steigere mich da immer etwas rein und schweife eventuell ab.
Alles Liebe, Feli https://viewbykandf.blogspot.de/
Liebe Feli,
wir verstehen dich sehr gut und dass du dich reinsteigerst ist nichts Schlechtes, denn das bedeutet, dass dir das Thema am Herzen liegt. Wir haben noch einen weiten Weg vor uns, doch der erste Schritt zur Besserung ist, sich der aktuellen Ungleichverteilung bewusst zu werden – und zwar nicht nur davon zu wissen, weil andere es sagen, sondern wirklich verstehen, dass da etwas ganz und gar nicht richtig läuft.
Vielen Dank für deinen Kommentar und ganz liebe Grüße,
Nina