Da stimmt was nicht! –
Sind die Gilmore Girls wirklich zurück?
Da stimmt was nicht! –
Sind die Gilmore Girls wirklich zurück?
„The girls are back!“ – Wie haben Márcia und ich uns gefreut, als wir erfuhren, dass uns schon bald ein Remake von den Gilmore Girls an den Fernseher fesseln wird. Doch irgendwie ging die Euphorie, zwischen Popcorn und den zahlreichen, schnellen Wortgefechten, flöten. Mögliche Auslöser hierfür, stellen wir euch in diesem Artikel vor.
Ganz klar könnte man uns als Liebhaberinnen dieser Serie bezeichnen, nicht ohne Grund haben wir jede Folge gesehen und fast alle Staffeln, selbstverständlich sortiert, im Regal stehen. Wir sind mit den spritzigen Mädels aufgewachsen und erwischten uns nicht zu selten dabei, auch gerne ein bisschen so sein zu wollen wie sie. Sie hatten von allem etwas und davon genug: Intelligenz, tolle Freunde, Humor und Schönheit. So wie die Gilmore Girls wie Zauberwesen auf uns wirkten, so verlieh uns die Serie an sich ein vertrautes und heimeliges Gefühl.
Das Remake begeisterte uns allerdings leider weniger. Natürlich kann das auch, einzig und alleine, an uns liegen. Wir sind mit den Mädels aufgewachsen, haben uns jährlich die neueste Staffel unter den Weihnachtsbaum gewünscht und wahre Folgen-Marathons veranstaltet. Doch die kleinen Teenager-Mädchen von damals sind wir halt auch nicht mehr. Unsere Weltbilder, unsere Lebensumstände und ganz zwangsläufig auch unsere Denkweisen haben sich verändert. Daher kann es natürlich sein, dass das, was wir einst als spritzig, lustig und charmant wahrgenommen haben, heute nur noch öde ist. Naja, wir werden uns darüber wohl noch eine Weile den Kopf zerbrechen. Doch vielleicht geht es ja doch nicht nur uns so. Vielleicht hakt das Remake ja auch ganz objektiv gesehen an manchen Stellen. An denen, die für uns besonders ärgerlich waren, lassen wir euch nun teilhaben.
Aja, alle, die nicht zu viel erfahren wollen, sollten hier zu lesen aufhören. Stichwort: spoiler alert!
Von Schuld und Unschuld
Rory ist das brave Mädchen. Dass das irgendwann ein Ende haben musste, war klar. Das Tragen der ewig weißen Weste wäre auf Dauer ja auch viel zu anstrengend gewesen, irgendwann bekleckert sich ein jeder. Doch was das das jüngere Gilmore Girl in der neuen Staffel treibt, hat nichts mehr mit kleinen Fehlschlägen zu tun, sie verhält sich menschlich gesehen einfach nur mies.
Da ist einerseits der arme Paul. Für alle, die es nicht wissen oder, wie scheinbar so viele, bereits vergessen haben: Paul ist Rorys Freund. Zugegebenermaßen ein nicht sonderlich spannender, aber das ist noch lange kein Grund, so rücksichtslos mit einem Menschen umzugehen. Schluss machen, wäre eine gute Alternative gewesen! Ok gut, die Beziehung dürfte nicht so präsent in ihrem Alltag gewesen sein, schließlich hat Rory ihren Freund permanent vergessen, aber uns erscheint es doch recht unglaubwürdig, dass sich die allbekannte Listenschreiberin keinen einzigen Post-It in die Geldbörse kleben kann, auf dem steht: MIT PAUL SCHLUSS MACHEN.
Und da kommen wir schon zu dem zweiten großen Faux-Pas und einem weiteren Grund, sich von Paul zu trennen: die heimliche Beziehung zu Logan. Er ist verlobt, sie in einer Beziehung. Wir wollen uns wirklich nicht als moralische Instanz auftun und sind der Meinung, jeder soll sein Leben führen, wie er es für am besten hält – ABER, nur solange kein anderer zu Schaden kommt. Hier wird ganz offensichtlich einigen Unrecht getan. Aber mal ganz abgesehen davon, passt dieses Verhalten nicht zu dem Seriencharakter Rory, der stets als Unschuldslamm präsentiert wurde. Ok, auch hier würden wir nachgeben, schließlich können auch unwirkliche Personen eine charakterliche Entwicklung erleben. Doch das „Ich bin ein ach so armes Rich White Girl“-Getue nervt. Steh wenigstens zu deinem Verhalten und der neugewonnenen Persönlichkeit.
Lorelai, die beste Mutter und Tochter – NOT
Geht es um Rory, sitzt Lorelai ganz automatisch mit im Boot. Wir erinnern uns noch alle an das Drama, das es nach Rorys erstem Mal gab. Ihre Mutter hat die Entscheidung und insgesamt den ganzen Vorfall missbilligt. Großes Drama (doch zugegeben ein guter Staffel-Cliffhanger)! Nun dürfte sie mit dem moralisch fragwürdigen Verhalten Rorys kein Problem mehr haben, sondern dieses als normal ansehen. Uns soll es recht sein, doch so richtig passt es halt einfach nicht. Lorelai ist nicht nur Mutter, sondern eben auch Freundin ihrer Tochter, doch ihren Sinn für Richtig und Falsch hat sie stets in die Welt getragen. In der neuen Staffel scheinbar nicht mehr!
Auch die Beziehung zu ihrer Mutter Emily scheint gestört. In ihren Augen ist diese von schlechten Eigenschaften geprägt und so wird Emily nicht selten als „schrecklich“ oder „furchtbar“ bezeichnet. Lorelai sieht sich selbst immer nur in der Opferrolle. Das ist für mich ein klarer Fall von Realitätsverweigerung. Wer sich hier ungut verhält, ist klar und dabei handelt es sich nicht um die reiche Dame aus Hartford. Bei dem Stichwort „Grabrede“ solltet ihr spätestens wissen, wovon wir reden.
Die große Schau der Belanglosigkeit
Beim Schauen der neuen Staffel wird klar, hier wird auf das Gefühl der Nostalgie gesetzt. Die Zuseher tauchen erneut in die vertraute Welt der Gilmore Girls ein und treffen auf alte Bekannte vieler Fernsehabende. Von diesen Zusammenkünften hätte es ruhig ein paar weniger geben dürfen, denn viele sind für die Handlung vollkommen belanglos. Ein gutes Beispiel ist das Aufeinandertreffen Jasons und Lorelais bei der Beerdigung Richards. Sie haben sich nichts zu sagen und bringen die Handlung nicht voran. Schön, wir haben Digga gesehen, doch irgendwie hätten wir auch gut darauf verzichten können. Mr. Kim? Wo war er denn die letzten 7 Staffeln? Jetzt braucht er auch nicht mehr auftauchen. Er bringt die Handlung kein bisschen weiter.
Das Leben ist ein einziger Höhepunkt
Das Leben hat bekanntlich viele Höhepunkte, die neuen Folgen der Gilmore Girls hingegen nicht wirklich. Klar, es findet eine Beerdigung sowie eine Hochzeit statt, aber dennoch werden wir das Gefühl nicht los, dass die Staffel nur gedreht wurde, um die Fans erneut mit ihren Lieblingscharakteren zu vereinen. Ein wirklicher Handlungsstrang wird uns nicht ganz ersichtlich. Außerdem schwebt die nicht verschwinden wollende Wolke des Pessimismus über dem Serien-Universum. Alle sind irgendwie ständig schlecht drauf. Nervig!
Schauspieler spielen nur zur Schau
Nicht nur, dass wir die Entwicklung der fiktiven Charaktere für nicht wirklich gelungen halten, so kaufen wir den Schauspielern an sich das Darstellen der Figuren nicht mehr ab. Vieles ist viel zu übertrieben performt, sodass wir immer wieder aus der Handlung gerissen wurden.
„Das ist doch alles nur fake!“
In jedem Freundeskreis gibt es diejenigen, die bei Reality TV schreien „Das ist doch alles nur Fake!“, „Das ist ganz klar geskriptet.“. Natürlich wissen wir das, aber wenn wir fernsehen, verschwinden wir hin und wieder gerne in unserer kleinen Blase der Unwirklichkeit. So war das auch immer bei den Gilmore Girls. Wir fanden, dass das schnuckelige Städtchen Stars Hollow einen unglaublichen Charme ausstrahlte und dachten, dass wir da unbedingt einmal hinfahren müssten. Selbstverständlich müssten wir diesbezüglich in ein Filmstudio nach L.A. reisen, aber schließlich darf jeder seine irrationalen Träume haben. In der neuen Staffel wirkt die gesamte Kleinstadt jedoch nur mehr wie eine Ansammlung von Attrappen, die sie ja auch wirklich ist.
That´s it? Ja, das ist wirklich alles. Irgendwann muss das Granteln auch ein Ende haben. Versteht uns nicht falsch, wir mochten es gerne, wieder in die vertraute Welt einzutauchen, doch leider wurden unsere, vielleicht zu hohen, Erwartungen nicht befriedigt. Wie erging es euch beim Schauen? Seid ihr zufrieden? Wir würden uns freuen, wenn ihr uns eure Meinung in den Kommentaren hinterlässt.
6 Comments
Ich sehe das leider genauso wie ihr! Ich hab mich wirklich auf die Fortsetzung gefreut und fand sie im Endeffekt enttäuschend. Einfach langweilig! Früher konnte ich mich mit Rory identifizieren, das hat jetzt nicht mehr funktioniert. Wie kam sie denn überhaupt mit diesem nichtssagenden Paul zusammen? Sie hatte doch immer besondere Typen, das passt einfach nicht. Hab‘ dann probiert, mich mit Lorelai zu identifzieren, aber sie war mir nicht mehr sympathisch. Allein wie sie mit den Nachfolgern von Sookie umgeht – unmöglich. So eine Chefin will man nicht. Und dann noch wie sie über das überdimensionale Porträt ihres Vaters schimpft… Das tut man einer trauernden Frau doch nicht an! Apropos Sookie – die Szene wirkte auch so, als wäre sie noch im Nachhinein eingefügt worden. Tut nichts zur Sache. Außerdem: Bei der Hochzeit ist sie dann nicht dabei, obwohl sie die beste Freundin ist? Wtf? Dafür ist Lane dabei? Wobei das offene Ende dann für mich schon Sinn macht, denn da schließt sich irgendwie der Kreis – bzw. beginnt wieder alles von vorne. Und ich finde es toll, dass fast alle Schauspieler wieder dabei waren. Das muss man erst mal zusammenbringen, also von daher: Respekt! (Damit ich nicht nur sudere ;-))
Liebe Äffa,
das freut mich sehr, dass wir nicht alleine sind. Manchmal denkt man schon, dass man der einzige Grantler auf der Welt ist. Ich will nicht alles schwarz sehen, aber das Remake ist halt einfach wirklich nicht besonders gut gelungen.
Danke für deine Nachricht und einen wunderschönen Advent wünsche ich dir,
Nina
Wo ihr Recht habt habt ihr Recht… Ich fand die Fortsetzung auch nicht sehr gelungen… Die charakterlichen Entwicklungen waren für mich nicht nachvollziehbar, es war fast so als würde man andere Personen vor sich haben.
Ich habe bis jetzt nicht verstanden was Sookie eigentlich die ganze Zeit gemacht hat. Hat die ihre Familie einfach sitten gelassen und kst verschwunden?
Die einzige die mich überzeugt hat war Emily ( bitte wenns geht ausbessern haha denn sie heißt nicht Emelie).
Und natürlich Paris und Kirk, aber auch nur weil sich die beiden wirklich nicht verändert haben und dieses ganze „Gezwungene“ aufgelockert haben.
Diese 6 Stunden Lebenszeit hätte ich besser anders genutzt, denn viel schlauer oder zufriedener als nach dem echten Ende der Serie bin ich nicht wirklich, eher das Gegenteil
Liebe Steffi,
du sprichst mir aus der Seele. Das ist fast so, als würde ich eine komplett neue Serie mit neuen Charakteren sehen. Und danke für den Hinweis, wird sofort ausgebessert.
Ganz liebe Grüße,
Nina
Hmmm ich kann einige eurer Punkte absolut nachvollziehen. Andere jedoch nicht. Die Beziehung zwischen Emelie und Lorelai war doch immer schon so – ich hab mir kurz vor der neuen Staffel alle 7 angeschaut und da hat sich wirklich nichts verändert. Klar, Rory ist unheimlich unlikeable in den neuen Folgen. Sie hat wirklich dieses „Basic white rich bitch“ getue, das Lorelai ihr eigentlich niemals aufdrängen wollte. And don’t get me started on Logan. Aber ich finde die Stadt selbst sieht jetzt nicht unrealistischer aus als damals – vielleicht liegt das einfach daran, dass man es als „Erwachsener“ weiß und als Kind in den Originalen nicht so mitbekommen hat? Hmm…
Love, Kerstin
http://www.missgetaway.com/
Liebe Kerstin,
vielen Dank für deine Nachricht. Hmmmm…da könntest du recht haben. Wie gesagt, ich bin mir noch immer nicht so sicher, ob es nicht auch ein bisschen an uns und den veränderten Lebensumständen sowie dem Alter liegt, das die Serie einfach nicht mehr das ist, was sie einmal war. Also könntest du mit dem Empfinden, die Stadt sei bloß Attrappe, natürlich recht haben.
Ganz liebe Grüße,
Nina