Going Veggie | Ein Jahr danach

Going Veggie | Ein Jahr danach

„Für mich bitte kein Fleisch, ich bin Vegetarierin!“ – kein Fleisch zu essen, bedeutet ziemlich oft auf Extrawürstchen (you got it?) bestehen zu müssen. Das heißt aber auch, dass die vegetarische Ernährungsweise immer noch etwas Anderes ist. Alina und ich sind gerne anders! Und das schon seit einem Jahr. Wieso wir diesen Entschluss gefasst haben, wie es uns seither geht und was sich in unserem Leben geändert hat, wollen wir mit diesem Beitrag mit euch teilen. Ein „Going Veggie“-Fazit also:

 Gefüllte Süßskartoffel mit Spinat

Alina

Erst letztens habe ich einen Video-Ausschnitt aus meinem Thailand-Urlaub gesehen, bei dem ich genüsslich ein Stück Hühnchen esse. Heute finde ich die Selbstverständlichkeit und Normalität, mit der ich diese Entscheidung damals getroffen habe, einfach unvorstellbar. Hinter mir liegt ein Jahr voller Lernprozesse, Dokumentationen, Diskussionen und kleinerer Alltags-Kämpfe rund um das Thema Veganismus/Vegetarismus. Für mich ist vieles so klar, was für andere (zum Beispiel die Alina aus 2015) einfach kein Thema ist – obwohl man es mit jedem Essen eigentlich zum Thema macht. Es ist wie als hätte ich die Welt unvollständig und wie durch Milchglas gesehen und dann hat die Dokumentation ‚Cowspiracy‘ ein Licht angemacht. Von einem Tag auf den anderen hat sich meine Welt einfach verändert – nicht, weil ich furchtbare Bilder aus Schlachthöfen gesehen habe oder mir das Leid der Tiere präsentiert wurde, denn all diese Dinge weiß man eigentlich bereits, sondern weil mit dieser Dokumentation Wissen in mein Leben getreten ist, das ich einfach vorher noch nicht besessen habe. So müssen sich die Menschen des 16. bzw. 17. Jahrhunderts gefühlt haben, als ihnen erklärt wurde, dass sich die Erde eigentlich um die Sonne dreht. Verwirrt, ungläubig, interessiert und neugierig.

 © Frederick Nilsson

Klar: Fleisch schmeckt, es ist einfach zu bekommen und wird als ’normal‘ angesehen. Meine Meinung ist jedoch, dass man sich der eigenen Verantwortung in Sachen Essen nicht entziehen darf. Heutzutage ist es so einfach, sich neue Informationen zu besorgen und Wissen anzueignen, dass es fast unverantwortlich ist, es nicht zu tun und blind gegenüber vielen Aspekten zu sein, die einem im eigenen Leben und dem der eigenen Kinder, Enkel und Urenkel einen ECHTEN, SPÜRBAREN und REALEN Effekt haben. 

Heute fühle ich mich rundum wohl mit meinen Essens-Entscheidungen. Natürlich bin ich nicht perfekt (siehe diesen Artikel) aber ich tue mein Bestes (nach bestem Wissen und Gewissen), um diese Welt doch noch zu retten und meinem Leben einen höheren Sinn zu geben.

Nina

Kein Fleisch zu essen ist eine Sache des Prinzips! Steak, Burger, Chilli con Carne – all das schmeckt mir eigentlich sehr gut und dennoch habe ich vor ungefähr einem Jahr Fleisch komplett von meinem Ernährungsplan gestrichen. Wieso? Ich bin ein friedlebender, harmoniesüchtiger und sehr überlegter Mensch und dies konnte ich nicht mit dem Essen von Tieren vereinbaren. In meinem sozialen Umgang Rücksicht zu nehmen, dann aber bei anderen Lebewesen und der Umwelt damit aufzuhören, empfand ich als einen Betrug an mir selbst.

Ein Jahr nach dem Fassen des Entschlusses muss ich sagen, dass sich sehr viele daran stören dürften – obwohl ich wirklich alles andere als missionierend durch die Welt marschiere – und somit versuchen sie mich stets von den positiven Eigenschaften Fleisches zu überzeugen. Besonders Menschen, die mir nahe stehen, dürften mit meiner Entscheidung nur sehr schwer zurechtkommen.

Mir persönlich geht es jedoch hervorragend. Nie habe ich Probleme genügend zu essen zu finden, auch nicht unterwegs, auf Reisen oder im Restaurant. Sich vegetarisch zu ernähren geht zu jeder Tages- und Jahreszeit sowie an jedem Ort der Welt. Zur Not tun es dann eben auch Beilagen – Fleisch auf Fleisch mit Fleisch isst ja schließlich keiner. Außerdem habe ich das Gefühl, dass mein Ernährungsplan viel bunter und abwechslungsreicher geworden ist. Ich musste beim Kochen viel einfallsreicher werden, da die meisten Gerichte, die man sich als Studentin kocht, Fleisch beinhalten. Dass neue Zutaten den Weg in meinen Kühlschrank gefunden haben, empfinde ich als große Bereicherung. Noch schöner ist es allerdings, dass ich auch andere zum Nachdenken anrege. Und das ist schließlich der erste Schritt auf dieser tollen Reise.

Veganer Flammkuchen

Wie steht ihr zu dieser Ernährungsweise? Über Kommentare würden wir uns sehr freuen.
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