Ich packe in meinen Koffer…
Márcias Leseliste 2017
Ich packe in meinen Koffer…
Márcias Leseliste 2017
“If you only read the books that everyone else is reading, you can only think what everyone else is thinking.” ― Haruki Murakami – Norwegian Wood
Lesen hat auf mich eine beruhigende Wirkung. Mit Lesen verbinde ich automatisch Strand, Freizeit, Sonne, frische Luft und Vogelgezwitscher. Auch wenn ich im Winter sehr viel lese, lese ich im Sommer noch viel viel mehr. Da ich in den letzten Monaten aufgrund des Erwachsenenseins ergo Job, Uni und Blog kaum zum privaten Lesevergnügen gekommen bin, haben sich in meinem Regal sehr viele neue Schmöker gesammelt, die nun entstaubt und in meinen Koffer gepackt werden müssen.
In Berlin bin ich aufgrund der Fashion Week Hektik kaum zum Entspannen und Lesen gekommen, obwohl ich da bereits das Buch „The Handmaid’s Tale“ von Margaret Atwood dabei hatte. Dieses habe ich dann während meines unfreiwilligen Social Media Detox Wochenendes im Waldhotel Tann in Bolzano komplett verschlungen.
Die anderen nehme ich mit nach Portugal. Am Donnerstag geht es ab nach Hause ins Hotel Mama, wo ich endlich wieder wie die kleine Prinzessin behandelt werde, die ich eigentlich bin. Endlich kann ich den Stress und die Sorgen der Erwachsenenwelt hinter mir lassen und für kurze Zeit (vier Wochen) nichts anderes tun als am Strand zu liegen und Bücher zu lesen. Can’t wait!
Belletristik
Peter Stamm – Agnes
„Glück malt man mit Punkten Unglück mit Strichen. Du musst, wenn du unser Glück beschreiben willst, ganz viele kleine Punkte machen (…) Und dass es Glück war, wird man erst aus der Distanz sehen.“
Im überheizten Lesesaal der Public Library in Chicago wechseln sie die ersten Blicke, bei einem Kaffee die ersten Worte. Eines Tages fordert Agnes ihn auf, ein Porträt über sie zu schreiben, sie will wissen, was er von ihr hält. Schnell zeigt sich, dass Bilder und Wirklichkeit sich nicht entsprechen – und dass die Phantasie immer mehr Macht über ihre Liebesbeziehung erhält.
Haruki Murakami – Norwegian Wood
“No truth can cure the sorrow we feel from losing a loved one. No truth, no sincerity, no strength, no kindness can cure that sorrow. All we can do is see it through to the end and learn something from it, but what we learn will be no help in facing the next sorrow that comes to us without warning.”
Tokio in den späten 60er Jahren: Während sich auf der ganzen Welt die Studenten versammeln, um das Establishment zu stürzen, gerät auch das private Leben von Toru Watanabe in Aufruhr. Mit seiner ersten Liebe Naoko verbindet ihn eine innige Seelenverwandtschaft, doch ihre Beziehung ist belastet durch den tragischen Selbstmord ihres gemeinsamen Freundes Kizuki. Als die temperamentvolle Midori in sein Leben tritt, die all das ist, was Naoko nicht sein kann, muss Watanabe sich zwischen Vergangenheit und Zukunft entscheiden …
Banana Yoshimoto – Moshi Moshi
„Anstatt uns über dies und jenes den Kopf zu zerbrechen und zu versuchen, das Ganze zu begreifen, war es besser, jeden Tag auf unsere Weise an diesem Leben weiterzuweben.“
Die zwanzigjährige Yotchan steht vor dem Nichts, als ihr Vater, Leader einer Rockband, plötzlich zusammen mit einer wildfremden Frau Selbstmord begeht. Mit ihrer Mutter findet sie Zuflucht in einer ungewöhnlichen WG in Tokios Künstler- und Szeneviertel Shimokitazawa. Dort findet jede auf ihre Art zu neuer Lebensfreude zurück, getragen von dem authentischen Stadtviertel und seinen Bewohnern. Kochkunst, Essenslust und eine bewegte Reifungs- und Liebesgeschichte – eine asiatisch weise Verführung zum Leben.
Helene Hegemann – Axolotl Roadkill*
“Berlin is here to mix everything with everything, man… I steal from anywhere that resonates with inspiration or fuels my imagination… because my work and my theft are authentic as long as something speaks directly to my soul. It’s not where I take things from – it’s where I take them to.”
Die sechzehnjährige Mifti lebt seit dem Tod ihrer Mutter in Berlin und im heranwachsenden Ausnahmezustand. Als ‚pseudo-belastungsgestörtes‘ Problemkind tanzt, vögelt und kokst sie sich durch die Hauptstadtszene. Das Besondere an Mifti ist ihre Hypersensibilität und ihr offener, fragender Blick auf eine Elterngeneration, die weder auf sich noch ihre Kinder aufpassen kann. Hin- und hergerissen zwischen Genie und Wahn entlarvt Mifti Sprache, Lebensentwürfe und Konventionen der Erwachsenen als das ‚allgemeine Dahinschimmeln‘ ihres wohlstandsverwahrlosten Umfelds.
ACHTUNG: *Die Schriftstellerin Helena Hegemann wurde beschuldigt sämtliche Passagen ihres Buches beim Autoren-Blogger Arien aus seinem ein Jahr zuvor erschienenen Buch Strobo geklaut zu haben.
Ich persönliche hatte das Buch lange im Schrank liegen und nie gelesen. Als ich kürzlich über einen Artikel gestolpert bin, in dem stand, dass das Buch nun verfilmt werden soll, bin ich neugierig geworden und habe darin geblättert. Nun habe ich es fast fertig gelesen und was soll ich sagen. Es ist sehr gut. Ich werde auch Strobo lesen und versuchen mir aus der Debatte meine eigene Meinung zu bilden.
Alice Oseman – Solitaire
“I don’t want people to be worried about me. There’s nothing to worry about. I don’t want people to try and understand why I’m the way I am, because I should be the first person to understand that. And I don’t understand yet. I don’t want people to interfere. I don’t want people in my head, picking out this and that, permanently picking up the broken pieces of me.”
Die sechzehnjährige Tori Spring hat das Gefühl, dass sie sich zwischen Weltschmerz, Erfolgsdruck, dem Zwang, ihre Zukunft planen, sich selbst finden und jetzt eigentlich die beste Zeit ihres Lebens haben zu MÜSSEN, verliert. Dass sie kurz davor ist, zu zerbrechen an der Gleichgültigkeit der Welt. Dass sich daran auch im neuen Jahr nichts ändern, dass wieder nichts passieren wird. Und dann passiert doch etwas: Tori trifft auf Michael Holden. Eigentlich verkörpert Michael mit seinem Enthusiasmus und der schwarzen Hipster-Brille all das, was Tori verachtet, und dennoch ist sie fasziniert von seiner überschäumenden Lebensfreude und seiner Neugier auf die Welt. Und es gibt Solitaire, eine anonyme Schülergruppe, die seit Kurzem Toris Schule in Atem hält. Anders als alle anderen fragt Tori sich, was und wer wirklich hinter Solitaire steckt.
Margaret Atwood – The Handmaid’s Tale*
“Falling in love, we said; I fell for him. We were falling women. We believed in it, this downward motion: so lovely, like flying, and yet at the same time so dire, so extreme, so unlikely. God is love, they once said, but we reversed that, and love, like heaven, was always just around the corner. The more difficult it was to love the particular man beside us, the more we believed in Love, abstract and total. We were waiting, always, for the incarnation. That word, made flesh.“
Offred is a Handmaid in the Republic of Gilead. She has only one function: to breed. If she deviates, she will, like dissenters, be hanged at the wall or sent out to die slowly of radiation sickness. But even a repressive state cannot obliterate desire – neither Offred’s nor that of the two men on which her future hangs.
*Zurzeit läuft die erste Staffel der gleichnamigen Serie auf HULU und ist wirklich wirklich wirklich super gut gemacht! Leider gibt es viele geschichtliche Parallelen in dem Buch, die laut der Autorin selbst, auch auf wahren Begebenheiten beruhen. In vielen Teilen der Welt sind Frauen heutzutage leider noch immer so benachteiligt. Das Buch und auch die Serie ist augenöffnend. Man kann nicht glauben, dass einem alltägliche Dinge so schnell abgesprochen werden und Frauen jegliche Daseinsberechtigungen abgesprochen werden.
Viet Thanh Nguyen – The Refugees
“The dead move on, but the living, we just stay here.”
In The Refugees, Viet Thanh Nguyen gives voice to lives led between two worlds, the adopted homeland and the country of birth. From a young Vietnamese refugee who suffers profound culture shock when he comes to live with two gay men in San Francisco, to a woman whose husband is suffering from dementia and starts to confuse her for a former lover, to a girl living in Ho Chi Minh City whose older half-sister comes back from America having seemingly accomplished everything she never will, the stories are a captivating testament to the dreams and hardships of immigration. The second piece of fiction by a major new voice, The Refugees is a beautifully written and sharply observed book about the aspirations of those who leave one country for another, and the relationships and desires for self-fulfillment that define our lives.
Doris Knecht – Alles über Beziehungen
„Reiche, weiße Menschen haben auch Probleme.“
Viktor ist ein Mann mit durchschnittlichen Problemen: Er wird demnächst fünfzig, er hat hohen Blutdruck, fünf Kinder, zwei Exfrauen und eine Lebensgefährtin, die nicht immer so glücklich wie er selbst damit ist, dass er gerade Festival-Intendant wurde. Und er hat eine heimliche Leidenschaft: noch mehr Frauen. Viktor fühlt sich interessant und wie scharf gestellt durch die Frauen, mit denen er Sex hat: Josi und Helen, Anja, Camille, Lisbeth und noch ein paar andere. Die Frauen wiederum haben ihre eigenen Geschichten und entsprechende Gründe, warum sie sich mit einem wie Viktor einlassen – oder auch nicht mehr. Magda, seine Lebenspartnerin, die endlich geheiratet werden will, ahnt davon nichts, und so schwebt über allem eine große Bedrohung: dass Viktor auffliegt und all seine schönen Rechtfertigungen und feinen Begrifflichkeiten von Treue, Komplizenschaft und Loyalität gleich mit. Denn: Was ist das, Treue? Ist jedes Fremdgehen auch ein Betrug? Und: Existiert etwas Derartiges wie eine perfekte, glückliche, ehrliche Beziehung überhaupt?
Doris Knecht erzählt furchtlos, manchmal frivol, stets aber extrem unterhaltsam von Viktor und den Frauen – und verrät im mitreißenden Knecht-Sound nebenher viel darüber, wie moderne Menschen lieben und was passiert, wenn sie damit aufhören.
Sachbücher
Seit einigen Jahren bin ich ein großer Fan von Sachbüchern. Vielleicht kommt das mit dem Alter und der Weisheit, aber hin und wieder blättere ich gerne in ihnen und lasse mich mit Tipps und Lebenserfahrungen berieseln. Das Buch „Die Kunst ein kreatives Leben zu führen“ von Frank Berzbach, das ich euch bereits in einer früheren Leseliste vorgestellt hatte, hat es mir so angetan, dass ich über Instagram mit dem Autor in Kontakt getreten bin. Nach ein paar Nachrichten, in denen wir uns über sein Buch ausgetauscht hatten, waren bereits das zweite Buch Formbewusstsein und daraufhin die Sprache der Schuhe in meinem Briefkasten.
Frank Berzbach – Die Sprache der Schuhe
„Flip-Flops sind traditionslose Gummidinger, und ein eingebildeter Schutz beim Benutzen öffentlicher Duschen, vor denen man sich ekelt. Sie sind also kein Schuh, sondern ein Pseudo-Fußpilzprotektor.“
In diesem kleinen aber wichtigen Buch geht es um Schuhe, die Kultstatus erreicht haben und auf eine Epoche, eine politische Richtung, auf Musikstile oder Filmcharaktere anspielen. Hier geht es um die Sprache der Schuhe, um die Lebensphilosophie, die hinter den Modellen liegt.
Franz Berzbach – Formbewusstsein
„Während wir uns an den abstrakten Sinnfragen abarbeiten, übersehen wir die überschaubare und gestaltbare Wirklichkeit.“
Frank Berzbach beleuchtet die alltäglichen Dinge und vernetzt sie. Er gibt ihnen die grundlegende Bedeutung zurück und ordnet sie in größeren Kontext. Ein Plädoyer für den bewussten Umgang mit sich selbst und anderen. Mit Medien, Nahrung und den Dingen. Und eine Liebeserklärung an das Leben.
* Die Bücher von Frank Berzbach wurden mir vom Autor selbst zur Verfügung gestellt
* Das Buch von Banana Yoshimoto wurde mir vom Diogenes Verlag zur Verfügung gestellt