Ich werde reifer und so auch meine Beziehungen

Ich werde reifer und so auch meine Beziehungen

Ich werde älter und reifer – ja, ich bekomme eine durchzechte Nacht am nächsten Tag deutlich zu spüren und meine Ansichten dem Leben gegenüber haben sich auch geändert. Und wie sich mein Äußeres, mein Inneres, ja mein ganzes Selbst wandelt, so tun es auch meine Beziehungen.

Es ist drei Uhr in der Nacht. Ich bin hundemüde und das Handy klingelt. Kurz denke ich darüber nach, wie ich vergessen konnte, das Ding in den Ruhemodus zu stellen. Doch dann wird mir bewusst, das war Absicht. Es könnte ja etwas passiert sein und vielleicht werde ich gebraucht. Prompt hebe ich ab. „Kommst du? Das würde mich sehr freuen.“ „Puuuuh – darauf habe ich wirklich keine Lust“, denke ich mir, während ich mir die Hose anziehe.

Ich bin ein Mensch, der sich viel um andere sorgt. Ständig denke ich darüber nach, ob es meinem Gegenüber gut geht. Wahrscheinlich liegt das in meinen Genen, denn meine Mutter ist die größte Kümmern überhaupt. Sie treibt es wirklich ans Äußerste und opfert sich regelrecht für ihre Lieben auf.

Ein bisschen geht oder besser ging es eben auch mir so, was sich vor allem in Beziehungen bemerkbar gemacht hat. Permanent habe ich die Bedürfnisse anderer über meine eigenen gestellt und was noch viel schlimmer ist: mein eigenes Glück über deren Glück definiert. Ging es anderen gut, ging es mir gut. Meinen eigenen Wert verkannte ich, beziehungsweise die Erkenntnis, genauso viel zu verdienen, wie alle anderen, die kam mir nicht.

Und andere fordern. Permanent. (Vielen fällt es vielleicht nicht auf, weil sie ein gesundes Selbstbild und genügend Kraft haben, um Nein zu sagen. ) Meist geht es zwar nur um ganz banale Dinge, aber wenn man ein Mensch ist, wie ich einer war, dann sagt man zu allem Ja. Und auch die kleinen Dinge häufen sich und irgendwann fühlt man sich ausgenutzt. Bekommt man aber etwas zurück, kann man das nur schwer annehmen. Wessen Schuld ist das? Eigentlich nur die eigene.

P.s.: Heute würde ich mich einfach umdrehen, weiterschlafen und mich auf ein späteres Treffen freuen.

Dennoch bin ich noch nicht am Ende meines Weges angekommen. Das Nachgeben und die Aufopferung gehören wohl zu meinen größten Schwächen. Ich versuche dem entgegenzuwirken und immer wieder – monatlich, wöchentlich oder täglich – bewusst über das nachzudenken, was ich denn eigentlich möchte. Das Leben ist zu kurz, um in der eigenen Laufbahn die zweite Geige zu spielen.Und das ist auch die wichtigste Erkenntnis. Ist man unzufrieden mit einer Situation, kann man sie nur selbst ändern. Ich habe mir immer wieder gesagt, dass auch meine Bedürfnisse wichtig sind und kommuniziert werden dürfen. Andere müssen von meinen Zwängen, inneren Kämpfen und Gedanken wissen, um verständnisvoll darauf reagieren zu können. Seitdem ich mir das vor Augen halte, habe ich das Gefühl, dass auch ich Platz in Beziehungen habe.

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2 Comments

  • 7 Jahren ago

    Danke für diesen tollen Beitrag. Erstmal muss ich sagen, dass ich den Content und die Bilder 1a finde.
    Hab euren Blog rein zufällig entdeckt und war sofort angetan 🙂

    Das Thema bzw. die Gedanken die du mit uns teilst sind wichtig. Viele Menschen sind zu gutgläubig und wollen allen helfen. Aber am Ende des Tages vergessen wir eine wichtige Sache….. UNS. Also lass mal an uns selbst glauben!

    • the ladies.
      7 Jahren ago

      Hallöchen, vielen lieben Dank für deine tollen Worte. Es freut mich immer sehr zu lesen, dass euch unsere Texte berühren. Ganz liebe Grüße, Nina