3 ladies | 3 Unsicherheiten
Bin ich dick oder doof im Kopf?
3 ladies | 3 Unsicherheiten
Bin ich dick oder doof im Kopf?
„Ich fühle mich dick und schwabbelig – ja richtig unwohl in meiner Haut.“ Sätze wie diese gibt wohl fast jede Frau ab und an von sich. Egal mit welchen Körpermaßen. Wir Ladies versuchen immer ein positives Frauenbild zu vermitteln – denn das ist das einzige, das existieren sollte. Doch zu uns selbst sind wir dennoch oft sehr streng. Wieso auch wir uns hin und wieder nicht wohl in unserer Haut fühlen, erzählen wir euch heute.
Nina
„Heute fühle ich mich dick!“ – „Du fühlst dich IMMER dick.“
Wie oft ich dieses Zwiegespräch mit meinem Freund führe, kann ich gar nicht mehr sagen. Leider viel zu oft! Seiner Meinung nach soll mein falsches Selbstbild für diese Wahrnehmung verantwortlich sein. Ziemlich sicher hat er recht damit, aber ein großer Haufen Unsicherheit mischt da auch noch mit. Denn einerseits sehe ich mich nicht als die schlanke und vielleicht ganz hübsche Person, die andere in mir sehen. Ich sehe hier und da eine Delle, die da in meiner Welt nicht sein sollte, und schwabbeliges Gewebe, wenn man es kneift oder leicht tätschelt.
Doch das eigentliche Problem ist gar nicht mein Körper. Das weiß ich tief in mir. Das Problem ist in meinem Kopf – und dieses ist leider noch viel tiefer vergraben. Die Unsicherheit in dieser Welt nicht zu genügen. Nicht dem Schönheitsideal zu entsprechen oder nicht die Leistung erbringen zu können, die von mir verlangt wird.
Wenn ich wieder unsicher bin, dann macht mein Freund absichtlich etwas Peinliches – meist wenn wir die Straße lang gehen und Zuschauer haben. „Mich kümmert es einen Dreck, was die Menschen denken. Ich nehme sie kurz wahr und hinter der nächsten Ecke habe ich sie schon wieder vergessen. Wieso also legst du so viel Wert darauf, was andere von dir denken?“ – meint er dann. Ja wieso eigentlich? Ich bin gut so wie ich bin und auch wenn ich es nicht wäre, dann müsste und sollte es mich nicht kümmern.
Márcia
„Oh mein Gott! Ich sehe auf diesem Bild aus wie ein Wal! „,“ Schau auf meine Arme! „,“ Ich fühle mich so unwohl in meinem eigenen Körper „,“ Ich mag mich nicht „.
Auf Social Media mag es so aussehen, als ob ich mich schön fühlen würde. Tue ich auch. Die meiste Zeit zumindest. In den letzten acht Jahren habe ich viel erreicht und es liegt ein sehr langer und harter Kampf hinter mir. Ich habe mich von der Krankheit Anorexia Nervosa erholt und mittlerweile eine halbwegs „normale“ Beziehung zu Essen aufgebaut. Doch hin und wieder schleichen sich die Gedanken, die ich so lange verdrängen konnte, unbemerkt zurück in meinen Kopf und machen mich so unglücklich und unzufrieden mit mir selbst.
Wenn man sich von einer Essstörung erholt, ist die wohl gruseligste Erkenntnis, dass der eigene Körper dabei ist sich zu verändern. Man ist nicht mehr die dünnste Person im Raum. Man passt nicht mehr in Kinderkleidung hinein. Man sieht gesünder aus. Äußerlich zumindest.
Diese eiserne Selbstbeherrschung, die man früher aufbrachte, um nicht mehr zu essen, muss man jetzt das genaue Gegenteil anwenden. Für Menschen mit Essstörungen bedeutet ein sich verändernder Körper Kontrollverlust. Mir macht das ständig zu schaffen. Mein Körper verändert sich. Das ist normal. In meinem Kopf ist es das aber nicht. Ich vergleiche mich permanent mit anderen Frauen. Sehe Dellen an Schenkel und Po, finden meinen Hintern zu dick, weine, weil meine Brüste gewachsen sind, seitdem ich wieder die Pille nehme und bin grundsätzlich ständig unzufrieden. Wenn das passiert. Wenn diese Gedanken akut sind und drohen die Überhand zu ergreifen, dann rufe ich mir immer wieder Bilder in den Kopf von damals. Dünn sein hat weder mich noch meine Familie und Freunde glücklich gemacht.
Hin und wieder bekomme ich E-Mails von Mädchen, die über mein Essay über die Magersucht gestolpert sind. Und alles, was sie jemals wissen wollen, ist: „Hören die Gedanken jemals auf?“ Und alles, was ich antworten kann, ist: „Sie verblassen mit der Zeit. Sie werden weniger greifbar. Sie zerfallen in hunderte von Atomen, aber sie sind niemals vollständig verschwunden. Es braucht viel Kraft und Kontrolle, um zu lernen, sich selbst zu lieben. Die gleiche Stärke und Kontrolle, mit der wir uns selbst zu einer tödlichen Krankheit verleitet haben, müssen wir heraufbeschwören, um gesund zu werden und gesund zu bleiben.“
Die meisten Menschen denken, dass Patienten mit Essstörungen geistig und körperlich schwach sind, aber ich bin der festen Überzeugung, dass Überlebende von Essstörungen alles überleben können!
Alina
Ich liebe Sport in all seinen Formen und Ausprägungen – das hat mir mit meinem Körperbild immer schon in die Hände gespielt. Die positiven Effekte, die regelmäßige Bewegung auf den Körper und den Geist haben, sind unbestreitbar und ich schreibe es diesem Umstand zu, dass ich in meiner Jugend und im jungen Erwachsenenalter selten bis kaum Probleme mit meinem Körperbild hatte. Natürlich fühlt man sich an manchen Tagen unwohl – aber diese kamen selten und gingen schnell wieder vorbei.
Seit mein Leben sich im August auf den Kopf gestellt hat, spüre ich jedoch auch hierbei eine Veränderung in mir – eine kleine Stimme, die mir sagt, dass ich gut genug, nicht fit, nicht fleißig (und auch) nicht schlank genug bin. Stress ist – denke ich – einer der Auslöser für diese Veränderung und ich lerne gerade, was es heißt mit dieser Stimme zu leben und ihr jeden Tag entgegenzutreten und zu sagen: „Ich bin wertvoll, so wie ich bin.“
„Ich bin wertvoll, so wie ich bin.“
Keine Frage – ich kann nicht ändern, was unterbewusst in mir vorgeht und wie mein Geist mit Stress und Veränderung umgeht. Aber, ich kann dem entgegentreten und muss nicht untätig dabei zusehen, wie es mich herunterzieht. Meine Strategie dagegen ist Sport, gesunde Ernährung und Stressreduktion. Außerdem versuche ich positive, soziale Kontakte zu pflegen und mein Leben weiterhin neu zu ordnen. Ein Lebens-Frühjahrsputz sozusagen. Aber vor allem versuche ich auch diesen Teil von mir zu akzeptieren. Unsicherheiten sind in unserer Vergleichs-Gesellschaft (leider) normal und jeder trägt sein Päckchen mit sich. Zu wissen, dass man damit nicht alleine ist und ein offener Diskurs mit anderen Frauen helfen, sein eigenes ein bisschen leichter zu machen.
Mit unseren Gedanken wollen wir euch zeigen, dass ihr nicht alleine seid und dass es jedem von uns hierbei wahrscheinlich gleich geht. Wahres Glück beginnt in einem selbst, im eigenen Kopf, der auch manchmal ganz schön gemein sein kann. Selbstliebe ist keine Fähigkeit, die von heute auf morgen entwickelt werden kann, sondern ein Prozess, an dem jeden Tag gearbeitet werden muss. |
Ihr seid nicht allein.
Ihr seid schön und wertvoll.
Ihr seid perfekt, so wie ihr seid.
Wenn du oder jemand in einem Bekanntenkreis an einer Essstörung leidet oder ihr unnatürlich negative Gedanken in Bezug auf Essen und euer Körperbild habt und in Hilfe in Anspruch nehmen möchtet, findet ihr alle Infos und sämtliche Therapiestellen hier:
WICHTIGE INFOS |
Österreich / Wien: intakt: Therapiezentrum für Menschen mit Essstörungen: www.intakt.at sowhat. – Kompetenzzentrum für Menschen mit Essstörungen: www.sowhat.at Hilfe bei Essstörungen: www.fem.at Anonyme Hotline bei Essstörungen: www.wig.or.at Deutschland: Hilfe bei Essstörungen: www.bundesfachverbandessstoerungen.de |
3 Comments
Hey, mega schöner und vor allem wichtiger Post. Bin froh über euren Blog gestolpert zu sein 🙂 Ganz liebe Grüße
Dorie von http://www.thedorie.com
Ohhhh Dorie – danke dir vielmals! Es war uns so wichtig, das einmal „da draußen“ zu wissen. Damit jeder weiß, dass wir genau die gleichen Kämpfe führen, wie jeder andere auch 🙂
xxx
Ich haperte sehr mit diesen Kampf – seit mein Bauch die 2 Schwagerschaften not so good weg gesteckt hat.
Andere haben gleich wieder einen Bauch wie davor (und beklagen sich trotzdem über die Veränderung). Ich bin eine junge Mama und fühle mich seit dem wie in einem alten Körper. Was oft sehr belastend ist in einer Welt die das Jung-Sein feiert. In einem Bekanntenkreis wo viele erst jetzt ihre Jugendfigur gegen eine weiblichere eintauschen.
Ich kämpfe jeden Tag. Mal lässt mich das ganz groß fühlen, mal verstecke ich mich zuhause.
Es ist so wichtig nicht aufzugeben und Tag für Tag diesen Gefühlen entgegen zu treten. Sich gegenseitig zu bestärken.
Aber genauso wie radical selflove wichtig ist finde ich such Bewegungen wie das Body Positive Movement sehr wichtig.
Wie lange wollen wir uns diesen Druck noch auferlegen lassen? Viele macht das krank. Viele haben nicht die Energie dem täglich entgegen zu treten.
Jetzt, selbst die Mutter 2 wundervoller Kinder, wünsch ich mir nichts mehr als dass Sie ohne dieser Bewertung und diesem Druck aufwachsen können
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