Endometriose Update: Was hat die Pille damit zu tun?
Endometriose Update: Was hat die Pille damit zu tun?
Seit ich euch von meiner Krankheit „Endometriose“ erzählt habe, ist doch einige Zeit vergangen. Deshalb gibt es hier ein kurzes Update, wie es mir zurzeit damit geht und was ich tue, um meinen Alltag zu erleichtern.
Aber bevor ich anfange, könnt ihr hier gerne nochmal den Weg zu meiner Diagnose nachlesen.
Was ist Endometriose?
Endometriose ist eine der häufigsten Erkrankungen bei Frauen im gebärfähigen Alter und traurigerweise kennt sie fast niemand. Seit Jahren stellt sie Forscher und Ärzte vor ungelöste Rätsel.
Bei Endometriose wandert Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) aus der Gebärmutter hinaus und nistet sich in anderen Organen, meist im Bauch- und Beckenraum (Magen, Darm, Blase, Uterus, Eileiter, Eierstöcke) ein. Diese fehlgeleiteten Wucherungen, Zysten und Verklebungen nennt man Endometrioseherde.
Das Gewebe aus der Gebärmutter folgt logischerweise dem weiblichen Zyklus. Somit bluten Endometriosepatientinnen an ungewöhnlichen Stellen in ihrem Körper. Dies führt zu starken, unerklärlichen Schmerzen im Unterleib, unteren Rücken und in den Beinen während und außerhalb der Menstruation, ausgeprägten Entzündungen, Magen-Darm- und Blasenbeschwerden und andauernde Müdigkeit.
Behandlungen
Schuldmedizin:
- Laparoskopie
- Anti-Baby-Pille im LZZ
- künstliche Wechseljahre
Alternative Medizin:
- Ernährung
- Akupunktur
- TCM
- Physiotherapie
- Osteopathie
- Homöopathie
Welche Behandlungsmethoden gibt es?
In der Schulmedizin gibt es nur langsam Fortschritte, weil die Ursache für Endometriose nicht bekannt ist. Es gibt Theorien, die es einer „umgekehrten“ (retrograden) Menstruation zuführen, andere wiederum glauben es sei genetisch bedingt oder es kam bei der Emobryonalentwicklung zu einer Fehlbildung der Stammzellen an skurrilen Orten im Körper. Wieder andere vermuten, dass Endometriose eine Autoimmunerkrankung ist. Bis auf die Tatsache, dass es sich um eine chronische und unheilbare Krankheit handelt, wurde bis heute keine andere Theorie bestätigt.
So wird Endometriose eigentlich nur durch eine Laparoskopie (Bauchspiegelung) diagnostiziert und halbwegs in Schach gehalten. Auch die Antibabypille kann Abhilfe verschaffen. Endometriose benötigt nämlich Östrogen um zu wachsen. Wird dem Körper eine Schwangerschaft oder künstliche Wechseljahre vorgetäuscht, können sich nur sehr langsam Herde bilden.
Ideal ist es daher sich zuerst alle vorhanden Herde und Zysten rausoperieren zu lassen und anschließend mit der Pille im Langzeitzyklus zu therapieren. In der Theorie klingt das wunderbar, in der Praxis funktioniert das aber nicht so einfach.
Alternativ kann man Endometriose symptomatisch behandeln durch Traditionelle Chinesische Medizin (TCM), Ernährung, Tees, Akupunktur, Physiotherapie und Osteopathie. Das sind allerdings nur Therapien zur Symptombekämpfung und keine Heilmethoden
EMPFEHLENSWERT |
Bei Endometriose ist ein Zusammenspiel zwischen der klassischen Schulmedizin und der alternativen Medizin überaus wichtig!!!! Wenn ihr alternative Behandlungsmethoden ausprobieren wollt, ist es wichtig das mit seinem Endometriosespezialisten abzuklären. |
UPDATE
Was habe ich schon ausprobiert?
1. Ernährung
Im letzten Jahr seit meiner Diagnose habe ich einiges ausprobiert. Ich habe versucht meine Ernährung umzustellen, da ich mit Magen-Darm-Problemen und Unverträglichkeiten zu kämpfen habe. So wurde Gluten und Laktose aus meiner Ernährung gestrichen, doch Gluten schafft es immer wieder rein und Laktose in kleinen Mengen auch. Ich kann halt einfach nicht auf Käse verzichten!
Ideal wäre es, wenn ich mich vegan, basisch und glutenfrei ernähre – aber wie realistisch ist das?
2. Tee
Seit ich bei Anna Wilken den Tipp sah, trinke ich so oft es geht als Kur und am besten einen Liter por Tag Frauenmantel- & Himbeerblättertee. Das hilft bei Krämpfen und Magen-Darm-Beschwerden.
3. OP (Laparoskopie)
Im Februar habe ich mich unters Messer legen lassen und mir wurden Zysten sowie Endometrioseherde laparoskopisch entfernt. Seitdem geht es mir wesentlich besser, auch wenn ich noch immer Beschwerden habe. Verglichen zu vor der OP ist es aber definitiv aushaltbar.
4. CBD
Ja ich nehme regelmäßig legal käufliches Cannibidiol-Öl oral ein und schmiere es auf mein Unterleib. Es hilft bei Schmerzen und bei Übelkeit. Ich finde das besser als ständig Ibuprofen und Buscopan zu schlucken als wären es Bonbons. Irgendwann dankt mir meine Leber dafür.
5. Wärme
Wärme ist das beste bei Endometriose. Ich laufe zuhause ständig mit einer Wärmflasche herum. Trage nur noch Strumpfhosen, die ein Shaping-Bund haben, da sie dicker sind und mein Unterleib wärmen. Nehme Wärmepflaster aus der Apotheke oder trage auch mal ganz unsexy Shaping Unterwäsche weil sie schön anliegt und meinen Unterleib wärmt.
6. Die Pille
Jetzt kommt das worauf ihr alle gewartet habt! Ich nehme seit Februar die Pille im Langzeitzyklus. Das bedeutet ich habe keine Abbruchblutungen. In der Theorie sollte es mir blendend gehen, in der Praxis sieht es anders aus. Leider vertrage ich diese Pille nicht so gut, da ich ständig Zwischen- und Schmierblutungen und damit einhergehend auch extreme Krämpfe und Beschwerden habe. Mir ist immerzu schlecht, ich habe Magen-Darm-Beschwerden und psychisch geht es mir auch nicht gerade gut. Die Schmerzen sind besser als vor der Pille und OP, deshalb habe ich auch so Angst sie wieder abzusetzen. Ich habe Angst davor, wie es wäre ohne Pille.
Mir geht es mit ihr nicht gut, aber ohne sie vermutlich schlechter und deshalb, bin ich auch so zwiegespalten, weil ich nicht weiß, was ich machen soll. Ich habe keine Lust mich durch sämtliche Pillenpräparate zu probieren, bis ich ein passendes finde. Es gibt schon einen Grund, weshalb ich vor drei Jahren die Pille absetzte. Mir ging es psychisch nicht gut.
7. Yoga & Meditation
Die Endo wird bei mir besonders aktiv und schlimm, wenn ich gestresst bin. Daher versuche ich mir immer wieder etwas Gutes zu tun. Ich habe für mich einen guten Ausgleich gefunden, wie ich sportlich aktiv sein kann und mich dennoch nicht überbelaste oder gar stresse. Mir hilft Yoga und Meditation wirklich sehr und in Kombination mit Wärme noch viel mehr. Seit fast zwei Monaten gehe ich regelmäßig zu Hotpod Yoga in Wien. Das ist nicht ganz so heiß wie Hot oder Bikram Yoga und somit nicht so anstrengend für den Kreislauf. Aber dazu erzähle ich euch mehr in einem gesonderten Blogbeitrag.
Was möchte ich noch ausprobieren?
1. Physiotherapie und Akupunktur
Ich habe schon von einigen Endometriosepatientinnen erfahren, dass Physiotherapie für die Becken-Boden-Muskulatur und Akupunktur sehr gut bei der Schmerzlinderung geholfen haben. Das möchte ich unbedingt noch testen.
2. Hormonspirale
Ich würde gerne von der Pille weg und eine Hormonspirale ausprobieren. Ich würde somit zwar noch immer Hormone „nehmen“, aber nur Lokal und nicht mehr im ganzen Körper verteilt.
Mir wurde davon abgeraten mit Kupfer oder Gold zu verhüten, da ein Fremdkörper in mir eingesetzt werden würde und Endoherde darum wachsen könnten. Natürlich gibt es hierfür noch keine Langzeitstudien, aber aus logischer Sicht wäre die Möglichkeit dafür da und dieses Risiko möchte ich nicht eingehen. Natürlich ist die Hormonspirale auch ein Fremdkörper. Die Hormone dienen aber dazu, die Endometriose im Schneckentempo wachsen zu lassen. Dies sollte Absicherung genug sein, dass sich keine Herde darum bilden werden. Hoffentlich.
FAZIT
Im Großen und Ganzen, geht es mir gut. Ich kann mit der Diagnose und Krankheit gut umgehen. Im Alltag beeinträchtigt sie mich auch nicht so sehr wie andere Patientinnen. Zum Glück! Ich merke nur, dass sobald ich ein bisschen Stress habe, die Endo mir zu schaffen macht. Ich bekomme dann sofort Krämpfe, Magen-Darm-Beschwerden, leide an Übelkeit und Erbrechen und bin unendlich müde. Ich muss einfach lernen meinen Stresspegel etwas auszugleichen, dann sollte das auch alles machbar sein. Nur die Pille, die muss ich dringend loswerden!
Habt ihr Endometriose? Was sind eure Tipps? Was habt ihr schon ausprobiert? Würde mich sehr über einen offenen Austausch freuen.
WICHTIGE INFOS |
Endometriose Vereinigung Österreich: www.eva-info.at Endometriose Spezialisten in Österreich: www.eva-info.at/arztlicher-expertenrat Endometriose Zentrum im Wilhelminenspital Wien: www.wienkav.at Endometriose Vereinigung Deutschland: www.endometriose-vereinigung.de |
9 Comments
Ich habe keine Endometriose, hatte aber ohne die Pille immer unglaubliche Schmerzen, sodass ich ohne Schmerztablettem nicht arbeitsfähig war – und dann auch mehr benebelt war als gut ist, vor allem weil ich als Lehrerin an einer Förderschule fit und wach sein muss. Zusätzlich wurde ich fast immer krank – mein Immunsystem fuhr komplett runter, ich bekam oft eine fette Erkältung. Zudem war ich unglaublich reizbar, zugleich aber auch weinerlich und gefühlt depressiv. Laute Geräusche, Berührungen konnte ich nicht ertragen – bis ich dann die Pille nahm. Seitdem geht es mir viel besser. Ich habe alle Symptome, aber extrem abgeschwächt, sodass ich ohne Probleme arbeiten kann. Mir ist bewusst, dass dies ein großer Eingriff in meinen Hormonhaushalt ist- aber ich habe das Gefühl, dass dies mir gut geht. Gegen die Krämpfe kann man Svhmerztablettem nehmen – wobei die Frage ist, wie gesund das ist. Aber gegen die depressive Stimmung, die Reizbarkeit, die übermäßige Berührungsempfindlichkeit – jeder Kontakt brachte mich nah an einen Ausraster – hat die Pille einfach geholfen. Es ist nicht weg, aber „gedecklt“ und ich bin lebensfähig, trotz Periode.
Liebe Julia,
dankeschön für deine ehrlichen Worte. Ich verstehe sehr gut, was du meinst und kann vollkommen nachvollziehen, dass die Pille für dich die richtige Entscheidung war! Genauso wie es dir ohne die Pille ging, ergeht es mit mit ihr. Ich bin gereizt, depressiv, weine unkontrolliert und aus dem Nichts, möchte mich von allen verschließen und möchte nicht berührt werden. Ich habe schon mehrere Pillenpräparate ausprobiert und dann vor 3 jahren die Entscheidung gefasst die Pille abzusetzen. Leider wurde die Endo dadurch so schlimm, dass ich nach meiner OP im Februar beschloss wieder die Pille zu nehmen. Mir geht es aber mit ihr psychisch schlecht und ohne sie physisch schlechter als jetzt. ich weiß daher wirklich nicht weiter und muss bald aber mal eine Entscheidung fällen…
Halo Marcia,
Ich habe auch Endo in sehr ausgeprägter Form und ich habe alles Alternative ausprobiert. Ich kann allen Betroffenen nur raten sich trotz aller alternativen Methoden (Homöopathie hast du nicht erwähnt – hilft gut!) in die Hände eines schulmedizinischen Endo Spezialisten zu begeben – es gibt einige in Österreich. Die Schmerzen alternativ zu lindern ist nur eine Sache – aber die andere Sache ist die Fruchtbarkeit! Als es bei mir zum Thema Kinder kam, ging gar nichts und ich unterzog mich einer großen Operation. Es war beinahe zu spät, ich habe einen Eierstock verloren, mein Rektum musste entfernt werden, sehr viele Verwachsungen im gesamten Bauchraum. Erst zwei Jahre nach der OP konnte ich (glücklicherweise) noch schwanger werden und nur noch per Kaiserschnitt gebären. Endometriose ist eine tickende Zeitbombe und wächst kontinuierlich- ich rate jeder Frau früher oder später zu operativen Methoden, denn der seelische Schmerz kinderlos zu bleiben ist nicht zu unterschätzen.
Alles Gute weiterhin
Liebe Sofia, dankeschön für deine umfangreiche Antwort! TCM zählt ja zum Teil auch ein bisschen zu Homöopathie :))
Und natürlich! Das Zusammenspiel zwischen Endo-Spezialisten und Alternativmethoden ist hierbei das A und O – genauso mache ich es nämlich auch. Du hast Recht, vielleicht sollte ich das in meinem Blogpost noch explizit betonen, dass man beides ausgeglichen ausprobieren sollte!
Bzgl der Fruchtbarkeit: Dazu plane ich eigentlich einen gesonderten Beitrag, in dem auch ein paar Mythen drinstehen werden zu Endo. Ich fand, dass diese Info sonst den Rahmen dieses Blogposts sprengen würde und meiner Meinung nach ist das Thema so wichtig, dass ihm ein eigener Artikel zusteht!
Es tut mir sehr Leid, dass du all das durchmachen musstest und ich hoffe dir geht es jetzt halbwegs gut bzw den Umständen entsprechend gut. ich freue mich sehr zu hören, dass du es geschafft hast schwanger zu werden!
Hallo 🙂 ich kann dir als Alternative den Verhütungsring/Nuvaring empfehlen. Er hat weniger Hormone und du musst nicht die Pille schlucken. Dir alles Liebe!
VG Nadine
Hallo 🙂
Bei mir wurde letztes Jahr Endometriose diagnostiziert und das mit 18. Ich habe schon seit meinem 13. Lebensjahr extreme Schmerzen im Unterleib und alle Ärzte haben es auf die Menstruationsbeschwerden geschoben.
Nach meiner 1. Operation habe ich das Implanon gehabt und gerade nehme ich die Pille, ich weiß ohne Hormone habe ich weniger Schmerzen jedoch möchte ich irgendwann wieder etwas ohne Hormone nehmen. In ein paar Tagen bekomme ich die Hormonspirale und hoffe, dass damit alles noch ein bisschen besser wird. Die Akkupunktur hat bei mir leider nichts geholfen, aber vielleicht hilft es dir! 🙂
Die Endometriose ist eine leider immer noch absolut unterschätzte Erkrankung. Oft dauert es Jahre bis die Betroffenen eine Diagnose erhalten und dann lautet die einzige Behandlungsmöglichkeit oft „die Pille“. Ich finde es super, dass du dich so mit deinem Körper beschäftigt hast und rausgefunden hast, was dir gut tut und was deine Beschwerden verschlimmern kann. Besonders häufig ist dies wirklich Stress.
Einen kleinen Hinweis habe ich aber noch. Du schreibst, dass die Hormone der Hormonspirale nur lokal wirken. Das ist nicht so! Eine lokale Wirkung ist aus physiologischer Sicht nicht möglich. Die Schleimhaut in der Gebärmutter ist supergut durchblutet. Die Hormone werden über die Schleimhaut aufgenommen und verteilen sich über den Blutweg im Körper. Hier gibt es also keinen Unterschied zur Pille. Noch dazu setzt die Hormonspirale höhere Hormonmengen frei. Dasselbe gilt übrigens auch für den Hormonring etc. Das soll kein Manifest gegen eine hormonelle Behandlung der Endometriose sein, lediglich ein Hinweis, um eine freie und informierte Entscheidung treffen zu können.
Alles Liebe!
Katrin
Hallo Marcia,
Was immer geht: hochdosiertes Magnesium, in einer Form die du gut verträgst, zB Magnesiumglycinat… das entspannt die Muskeln und den Geist…
Ich kann dir noch empfehlen, einen Hormonstatus machen zu lassen. Nachdem du die Pille abgesetzt hast, solltest du ein paar Monate warten. Es wird geschaut, wie hoch Östrogen und Progesteron bei dir vorhanden sind und noch ein paar andere Hormone. Frau kann dann noch immer mit naturidentem Progesteron dagegen steuern falls das Progesteron zu niedrig ist – das ist oft der Fall bei Endometriose…
Das werde ich nun auch wieder machen, nachdem mein Sohn nun 1,5 Jahre alt ist und es allmählich wieder anfängt zu zwicken wenn ich meine Tage habe (hatte eine ausgeprägte Laparaskopie 2014 wegen riesiger Endoherde…).
Liebe Grüße und alles gute!!
Sarah
servus! Bin eben über deinen Blogpost gestolpert. Habe auch Endometriose und bin kurz davor mich für eine Hormonspirale zu entscheiden! Diagnostiziert wurde ich von mehr als einem Jahr, eine Operation hab ich auch schon hinter mir, seit dem einige Pillen und Schmerzmittel durchprobiert, war aber leider nix! Immer wieder kommende Zwischenblutungen, Kreislaufprobleme , schmerzen usw haben mir das leben schwer gemacht. Akkupunktur habe ich schon einige male gehabt, das war suuuuper, sehr zu empfehlen! alles gute , lola