1 Monat zurück auf der Uni – Studium Recap
1 Monat zurück auf der Uni – Studium Recap
„Magistra Nina“ – das klingt schon einmal nicht schlecht. Der Titel bedeutet, dass ich bereits viel Energie investiert und Durchhaltevermögen bewiesen habe. Komisch wirkt es nur, diesen Titel auf der Anwesenheitsliste von Bachelorstudenten zu lesen. Ich bin wieder auf der Uni – wie es mir nach dem ersten Monat geht, erfahrt ihr hier.
„Ich habe bereits ein Magisterstudium abgeschlossen und beginne nun wieder von vorne. Vielleicht bleibe ich auch die ewige Langzeitstudentin.“ Dieser Satz kommt mir immer dann über die Lippen, wenn ich mit jemandem Small Talk über mein berufliches und ausbildungstechnisches Leben führe. Ein verschmitztes Lächeln am Ende soll dem Ganzen Witz verleihen, ein bisschen klingt dies aber auch nach einer Rechtfertigung. Und genau das tue ich scheinbar. Ich rechtfertige mich für den Entschluss, noch einmal zu studieren – etwas vollkommen Neues – und nicht als brave Bürgerin in den gewöhnlichen Arbeitsalltag zu starten (selbstständig bin ich ja ohnehin).
Wieso studiere ich noch einmal?
Eine grobe Antwort auf diese Frage habe ich euch bereits in diesem Artikel geliefert. Ein bisschen mehr steckt aber vielleicht doch dahinter. Einerseits habe ich erst am Ende meines Publizistik- und Kommunikationsstudium bemerkt, dass die Branche längerfristig vielleicht nicht jene ist, in der mein berufliches Herz aufgeht. Ich habe begonnen zu studieren und in diesem Prozess habe ich mir nur wenige Gedanken gemacht, ob das Ganze sinnvoll und zielführend ist. Ich war quasi in einem Lernstrudel gefangen. Ganz falsch war das Studium bestimmt nicht, ich gehöre schon irgendwie in die Medienbranche, aber hundertprozentig wohl fühle ich mich hier eben auch nicht. Andererseits wusste ich nicht genau, was ich mit meinem Leben anfangen soll. Nach dem Magisterabschluss stand ich, ähnlich wie nach der Matura, vor einem kleinen Abgrund, der alles und nichts für mich bereit zu halten schien. Ich konnte alles machen, wusste aber nicht so recht, was das Perfekte für mich ist. Und bevor ich mich wieder in etwas stütze und dann darin verweile, wollte ich lieber noch etwas komplett Neues ausprobieren. Deswegen studiere ich seit kurzem Psychologie.
Welche Erkenntnisse habe ich nach dem ersten Monat erlangt?
- Ich habe wieder Energie und eine Leidenschaft für das Lernen von Neuem – und lasse meine Familie ständig daran teilhaben. Sorry fürs Fakten-Aufzählen.
- Ich habe das Gefühl etwas Sinnvolles zu lernen.
- Plötzlich gehöre ich mit 24 Jahren zu den Älteren. Das war bisher noch nie so (außer ich hatte Lust am Spielplatz zu schaukeln).
- Man lernt das Studieren von Grund auf – gut für jene, die aus der Schule kommen, teilweise nervig für mich.
- Hausübungen gehören wieder zur Tagesordnung.
- Vorlesungen müssen nicht unbedingt sein – immerhin habe ich ein ganzes Studium absolviert, ohne Gast in Hörsälen gewesen zu sein. Dennoch möchte ich das ändern!
- Neue Freundschaften müssen geschlossen werden. Ich kenne hier keinen!
- Bis ich mit dem Studium fertig bin, bin ich über 30 Jahre alt. Wait what??? Ich möchte davor schon Karriere gemacht und vielleicht an einer Familie gebastelt haben. Ich bin gespannt, wie die Zukunft aussehen wird.
- Ich habe nun, ganz anders als bei meinem Erststudium, nicht mehr das Gefühl, „nur“ studieren zu dürfen. Arbeiten und damit Geld verdienen gehört genauso zu meiner Lebensrealität.
- Obwohl viele positiv auf mein neues Studium reagieren, meine ich mich rechtfertigen zu müssen. Ich habe ja bereits studiert, wieso tue ich es noch einmal?
- Viele meinen, dass sie meinen Entschluss bewundern und wünschten, dass sie sich auch trauen würden, wieder zurück an die Uni zu gehen. Wieso denn bitte nicht? Sich weiterzubilden ist nie verkehrt, für die Berufsbegleitung findet sich eine Lösung und es gibt einfach keinen Grund, Angst haben zu müssen.
Fazit
Ein wenig Zeit werde ich wohl noch brauchen, um endgültig im Studienalltag anzukommen. Hin und wieder bin ich mir noch unsicher, ob diese Entscheidung die richtige war, doch dann denke ich mir, dass ich nichts zu verlieren habe. Zusätzliches Lernen kann nie schlecht sein und nichts ist endgültig – ich bin nicht an das Studium gefesselt und somit könnte ich es auch jederzeit abrechen. Nicht dass ich das jetzt wollen würde, aber es beruhigt mich, nicht vor vollendete Tatsachen gestellt zu sein. Und genau das möchte ich euch mitgeben: wenn ihr nichts zu verlieren habt, wieso dann nicht etwas wagen?