3 ladies 3 Ansichten: Monogamie

3 ladies 3 Ansichten: Monogamie

Die sexuelle Revolution der 1960er Jahre war zwar großartig, um die unterdrückerischen und unnatürlichen Ansichten zu Sex und Beziehungen aufzulösen, hat jedoch wenig dazu beigetragen, Monogamie vom Thron der sogenannten „tugendhaften Norm unserer westlichen Kultur“ zu werfen.

Im Jahre 2019 ist es mittlerweile schon salonfähig geworden, Monogamie in Frage zu stellen und sowohl Vorzüge als auch Nachteile im öffentlichen Diskurs zu debattieren. Am Ende des Tages befindet sich dennoch die Mehrheit von uns in monogamen Beziehungsmodellen und nur eine kleine Minderheit, die aufgrund des Internets nun mehr Aufmerksamkeit erlangt, bevorzugt offene Beziehungstypen mit mehreren Partnern.

Monogamie ist in unserer Kultur so tief verwurzelt, dass wir nicht einmal darüber nachdenken. Wir nehmen sie als die einzige Option, als die „Norm“ hin.

Wie stehen wir ladies zu Monogamie?

Denken wir genauso „veraltet“?

Ist Monogamie unmöglich, wie so viele es mittlerweile anpreisen?

Haben wir selbst schon einmal unsere Beziehungen geöffnet?

 

Márcia

Ist Monogamie unmöglich? Laut einer Reihe Bücher und Artikel ist sie das. Nun soll man das patriarchale Konstrukt namens Monogamie loslassen und endlich akzeptieren, dass man sexuelle Befriedigung nicht mit einem einzigen Partner finden wird. Für einige mag das ein guter Rat sein. Doch was ist, wenn man sich dennoch eine exklusive Beziehung auf emotionaler, romantischer und sexueller Ebene wünscht? In all dem Trubel, würdige Alternativen zur Monogamie zu feiern, sollte man den Hoffnungsvollen, den vermeintlich Naiven, mir, die Illusion nicht nehmen, dass Monogamie eben nicht tot ist.

Über Monogamie zu sprechen ohne jemanden gleich vor die Füße zu treten ist schwierig. Dieses Thema ist in unserem Kulturkreis so emotionsgeladen, dass eine hitzige Debatte schnell eine unangenehme und persönliche Wendung nehmen kann. Ich selbst nehme mich da nicht heraus. Auch wenn ich progressiv und modern bin, habe ich für mich persönlich sehr starre Ansichten, was Beziehungen angeht. Ich würde mich als traditionell bezeichnen, andere würden verklemmt sagen. Ich glaube an Monogamie. Ich glaube, wenn man möchte, dann geht das auch. Ich bin weder naiv, noch unerfahren. Ich sowohl positive als auch einige negative Erfahrungen gemacht, genau aus diesem Grund sollte ich doch meine Ansichten revidieren können und Monogamie als unnatürlich ansehen, oder? Tue ich aber nicht!

Ich würde mich nicht gerade als eifersüchtiger Mensch bezeichnen, dennoch ist mir der Gedanke meinen Partner mit jemanden zu teilen, unangenehm. Mag gut sein, dass es an meiner westlich geprägten Erziehung liegt, mag aber auch einfach daran liegen, dass ich emotionale mit sexueller Nähe gleichsetze. Was ist daran falsch?

Im Grunde sind wir ja alle polyamorös.

Die Mehrheit von uns aber nacheinander und nicht gleichzeitig.

Früher ging man davon aus, dass man sein Leben lang mit nur einer Person verbringen würde und auch nur mit dieser Person sexuelle Erfahrungen sammeln dürfe. Heutzutage haben wir mehrere Partner – sogenannte Lebensabschnittspartner – und dementsprechend auch mehrere sexuelle Erfahrungen. Inner- und außerhalb von Beziehungen. Wenn man sich also bewusst für einen Partner entscheidet und mit dem monogam leben möchte, so lange es sich eben richtig anfühlt, sollte das doch genauso als natürlich empfunden werden wie mittlerweile gleichzeitig geführte polyamoröse oder offene Beziehungskonstrukte. Im Grunde sind wir ja alle polyamorös. Die Mehrheit von uns aber nacheinander und nicht gleichzeitig. Meine Devise daher: Leben und leben lassen!

Alina

Das einzige, was mich im Winter zu Cardio-Einheiten im Fitnessstudio motiviert, sind die Netflix Serien, die ich währenddessen schauen kann. Dabei habe ich ein Format entdeckt, das informative Episoden zu unterschiedlichsten Themen kurz und knackig verpackt („Explained“). Eine dieser 20-minütigen Folgen drehte sich um das Thema der Monogamie – wo sie herkommt, wie sie entstanden sein könnte (keine besonders exakte Wissenschaft, ohne schriftliche Beweisstücke) und was der Sinn von monogamen Beziehungen war und ist. Was mich dabei besonders faszinierte? Dass das Konzept der „einen, wahren Liebe“ erst mit der Romantik aufkam und Monogamie – in seiner heutigen Form – eigentlich erst entstand, als wir Menschen sesshaft wurden – und damit zum ersten Mal festen Besitz und Land festlegten. Ein ziemlich unromantisches Konzept, wie ich finde.

In einer Beziehung will mein Gegenüber weder besitzen, noch einengen. Ich will tun, was sich richtig und rund anfühlt. Dabei versuche ich, weniger in Kategorien wie „offen“ oder „geschlossen“, „mono- oder polygam“ zu denken, sondern im Dialog herauszufinden, was denn in der Phase der Beziehung am meisten Sinn macht. Meistens spürt man sehr genau, wie das Gegenüber dem Ganzen gegenüber eingestellt ist und ich denke, dass man nur dann wirklich glücklich wird, wenn man auf die Bedürfnisse des anderen hört und auch bereit ist, Kompromisse einzugehen.

Love, Sex and Marriage

Außerdem gibt es hierbei immer noch den kleinen aber feinen Unterschied der sexuellen und partnerschaftlichen/sozialen Monogamie, die nicht immer Hand in Hand gehen. Die Devise ist: körperlich bitte nichts mehr mit anderen. Zwar werden Ehebrecher heutzutage nicht mehr gesteinigt, jedoch müssen sich ab und an einen Anwalt suchen, wenn sie auffliegen. Doch wieso versuchen so viele sich krampfhaft am Konzept der Monogamie festzuhalten, wenn es ihnen doch so schwer fällt? Ist es das Idealbild von Liebe, das uns durch unser Umfeld und die Medien seit jeher eingetrichtert wird? Oder ergibt es evolutionär mehr Sinn? Ich tippe auf ersteres.

Die Nuancen und Möglichkeiten von Beziehungen sind vielfältig und ich habe bei weitem noch nicht alles ausprobiert beziehungsweise fühle mich auch nicht allen Formen zugetan. Wichtig ist für mich, dass Eifersucht in meiner Beziehung keinen Platz hat, dass man sich auf Augenhöhe begegnet und Kompromisse geschlossen werden können. Monogamie kann an einem Punkt der Beziehung genau das richtige sein – und an einem anderen das komplette Gegenteil von Glück bedeuten.

Was partnerschaftliche Liebe daher für mich bedeutet? Auf keinen Fall Besitzanspruch, sondern Respekt, Kommunikation und Verständnis.

Nina

Ich lebe in zwei Freundeskreisen. In einem werden klassische Beziehungsrollen gepflegt und Heiratsanträge trudeln nacheinander ein in dem anderen kommen sich Menschen jeden Geschlechts näher, Partnerschaften werden offen gelebt und eigene Beziehungsmuster ständig überdacht. Tja und wo gehöre ich hin? Irgendwie stehe ich in der Mitte, vielleicht ja auf einer Brücke zwischen zwei Ufern und mir bleibt es frei, in welche Richtung ich gehen mag. Derzeit bin ich in meiner monogamen Beziehung sehr glücklich, doch nicht selten frage ich mich, was passiert, wenn sich eines Tages wieder meine Fühler ausstrecken möchten – rein sexuell? Muss ich dann etwas, das gut funktioniert beenden? Kann ich nicht auch ein Stück Land zwischen die Ufer schütten und beide Seiten verbinden? Derzeit geht es mir  zwar sehr gut, aber ich kenne mein 40-jähriges Ich nicht. Ich werde mich weiterentwickeln und vielleicht ja auch in Richtungen, die ich mir heute nicht erträumen kann. Ich hoffe, wüsche und tief in mir glaube ich auch, dass meine Beziehung den gleichen Weg geht, wächst und sich irgendwann vielleicht auch verändern muss, um weiterhin Bestand haben zu können.

Monogamie – schön, aber vielleicht nicht ideal

Die Monogamie ist für mich kein Muss. Sie ist viel mehr Teil meines Lebens, für den ich mich nicht bewusst entschieden habe, der aber wie ein Puzzlestück zu passen scheint. Wenn ich dann doch einmal ernsthaft und rational über Beziehungskonstrukte nachdenke, meistens in Gesprächen mit meinen Freundinnen, wird mir klar, dass Monogamie zwar etwas sehr Schönes, aber vielleicht nichts Ideales ist. „Ich könnte das nicht – meinen Partner teilen.“ – oft fallen Sätze wie dieser, mit dem wir uns zu verstehen geben, dass etwas Offenes für uns nicht in Frage käme. Doch wieso wollen wir nicht teilen? Schwingt hier vielleicht Unsicherheit mit? Haben wir Angst, dass jemand anderer besser sein könnte und sich unser Partner schließlich für diese Person entscheidet? Manchmal frage ich mich, ob das der Grund für viele monogame Beziehungen ist und Traurigkeit schwingt mit – denn diese Antwort impliziert, dass man nicht genügt. Für den Partner nicht und auch nicht für sich selbst. Ich führe eine Beziehung mit meinem Freund, und nur mit ihm, weil ich dieses tiefe Vertrauen verspüre und in meinem Herzen für keinen anderen Platz schaffen möchte. Aber vielleicht auch ein kleines bisschen, weil ich unsicher und ängstlich bin …

Über Monogamie oder Polyamorie zu sprechen ohne gleich eine hitzige Debatte mit Schweiß und Tränen zu entfachen, ist schwierig, dennoch wollen wir es versuchen! Seid ihr offen für Neues bzw „Altes“ (Polyamorie gibt es ja schon seit eh und je) oder seid ihr doch eher von der monogamen Sorte und teilt nur ungern?

Wie steht ihr zu diesem Thema?

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