Frauen erzählen: „Was findest du schön an dir?“

Frauen erzählen: „Was findest du schön an dir?“

Frauen erzählen: „Was findest du schön an dir?“

„Vielleicht wollt ihr die heutige Praxis dem Teil von euch widmen, den ihr persönlich am Schönsten findet!“, weihte uns die Yoga-Lehrerin am Anfang der Stunde ein. Ich fing an zu grübeln. 

Ich atmete tief ein und aus, wechselte von Krieger eins in den Krieger zwei und grübelte weiter. So verging die gesamte Stunde, mein Körper erschöpft, mein Kopf am rauchen. Ich fand mich an dem Tag nicht schön. Weder innerlich noch äußerlich. Ich hatte zu der Zeit wieder eine dieser Phasen, die mich sowohl körperlich an mir als auch an meinen Fähigkeiten zweifeln lässt. Statt meinen Körper und mich für all die Dinge, die wir täglich leisten, zu huldigen, zerlegte ich uns in kleinste Teile, die alle wertlos erschienen. Das ließ mich weiter grübeln. Ich grübelte bis sich Falten auf meiner Stirn abzeichneten, die ich ebenfalls nicht schön fand.

Ich bin ein Opfer der Schönheitsindustrie. Auch wenn ich mir ständig sage, ich bin schön so wie ich bin, verfolge ich doch unbewusst einem vorgelebten Schönheitsideal. Schlank, zierlich, durchtrainiert, jung, faltenfrei, feminin und lange Haare. Sich von dieser indoktrinierten Sichtweise zu befreien, ist ein lebenslanger Kampf, den ich mal meinen eigenen Kindern ersparen möchte. Ich möchte sie unbeschwert aufwachsen sehen und der erste Schritt mich selbst davon loszulösen, war aufzuschreiben, was ich an mir mag und so lange zu grübeln, bis mir etwas einfällt. Meine langen, welligen Haare waren bis vor kurzem noch mein Markenzeichen. An ihnen definierte ich meine Schönheit und meinen Wert. Am Ende sind Haare nur das: Haare. Ich werde nich weniger ich sein, wenn ich sie schneide. Etwas, das ich mich getraut hatte, aber ständig wollte und jetzt? Jetzt habe ich es endlich getan und ich fühle mich so viel freier. Das war der erste und wichtigste Schritt für mich. Als nächstes fragte ich euch, was ihr an euch selbst schön findet. Dieses Mal kamen nicht so viele Antworten, wie bei meinen letzten Aufrufen. Allein das ist ein Zeichen, dass wir mit dem Ideal der Schönheitsindustrie aufräumen müssen. Aber lest doch einfach mal selbst!

LEA, 22

Ich mag mein Lachen am liebsten, weil es zwar nicht das Schönste ist, aber es echt ist und das macht mich glücklich.

SANDRA, 28

Meine Lippen. Als Teenager waren sie das Einzige, woran ich wirklich nichts auszusetzen hatte. Nachdem ich mit dem Tanzen aufgehört hatte, habe ich zugenommen (ich war immer noch sehr dünn, nur halt nicht mehr spindeldürr) und hab durch die schnelle Gewichtszunahme und die drastische Reduzierung an Sport viele Dehnungsstreifen bekommen. Dann bin ich in die Pubertät gekommen, mit Pickeln, zu großer Nase, schlimmen Haarfarben und was sonst noch so dazu gehört. Meine Augen wurden ein paar mal als eher klein bezeichnet, was in meinem Kopf nicht als schön galt. Es hat aber auch nicht geholfen, dass ich schwarzen Kajal aufgetragen habe.

Meine Lippen waren immer eher voll und somit das Einzige, das einem damals gängigen Schönheitsideal entsprach. Auch wenn es eher traurig klingt, dass ich meine Lippen aus diesen Gründen schön fand, gab mir das besonders in der schwierigen Phase der Pubertät etwas, an dem ich festhalten konnte und musste nicht alles an meinem Körper in Frage stellen. Ich mag meine Lippen bis heute sehr gern und ich glaube, mich davon gelöst zu haben, sie zu mögen weil sie irgendeinem Bild von Schönheit entsprechen könnten. Ich mag sie, weil ich sie sinnlich finde und Sinnlichkeit verbindet mich mit Weiblichkeit und ich fühle mich gern weiblich.

FRANZISKA, 25

Ich habe jetzt etwas länger überlegt, aber mir fällt es zurzeit echt schwer, mir selbst zu gefallen. Ich habe Akne, Haarausfall und schnell fettendes Haar, weil ich die Pille abgesetzt habe, was es mir wirklich schwer macht zufrieden mit mir zu sein. ch hoffe das pendelt sich bald wieder ein, derzeit wird es aber leider immer schlimmer.

TENZIN, 26

Ich kann anderen wirklich zuhören und verbreite gute, ehrliche Stimmung, die alles andere als aufgesetzt ist. Ich bin meistens gut drauf und fühle mich mit vielen Menschen auf einer tieferen Ebene verbunden. Ich bin sehr empathisch. Das mag ich an mir.

SARA, 21

Meine Augen. Sie sind einzigartig.

FABIANA, 21

Wenn es um Äußerlichkeiten geht, dann vermutlich meine Beine und mein Lächeln. Eigentlich finde ich aber meinen ganzen Körper wunderschön! Am Schönsten finde ich jedoch was er tagtäglich leistet.

TAMARA, 23

Wir Frauen machen uns doch eigentlich viel mehr Gedanken darüber, was wir an uns nicht schön finden, wenn es doch eigentlich umgekehrt sein sollte. Klingt zwar abgedroschen, aber Schönheit kommt von innen und liegt immer im Auge des Betrachters. Als ich den Aufruf gelesen habe, was wir Frauen denn an uns schön finden, war mein erster Gedanke: mein Nachname, denn der ist im wahrsten Sinne des Wortes SCHÖN. Doch eigentlich gibt es auch noch andere Dinge, die ich an mir schön finde, zum Beispiel meine geraden Beine, meine vollen Lippen und meine Grübchen im Gesicht (auch wenn ich die mal mehr und mal weniger schön finde). Aber am Schönsten an mir finde ich noch immer meine Herzlichkeit, denn auch das beste äußerliche Aussehen ist wenig wert, wenn der Charakter einer Person alles andere als schön ist.

…das beste äußerliche Aussehen ist wenig wert, wenn der Charakter einer Person alles andere als schön ist.

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