Frauen erzählen: „Ich wurde betrogen!“
Frauen erzählen: „Ich wurde betrogen!“
Wer schon mal betrogen wurde, weiß wie sehr diese Erfahrung einen verändern kann.
Das Selbstwertgefühl schrumpft ins Nichts, die Fähigkeit dem Partner überhaupt wieder ins Gesicht blicken zu können, verschwindet sowie die Fähigkeit einem neuen Partner von Grund auf zu vertrauen. Die eigenen Vorstellungen von Beziehungen und Liebe haben sich plötzlich in Luft aufgelöst und man steht plan- und hoffnungslos ohne Hab und Gut da, wie nach einem Hausbrand. Die Zeit danach ist für die meisten Menschen, deren Partner sie betrogen hat, seh schwierig. Es wird ständig am eigenen Selbst gezweifelt, jede neue Begegnung wird mit Misstrauen begrüßt. Man gibt sich selbst die Schuld an der Misere.
Wie sehr eine solche Erfahrung die mentale Gesundheit von Menschen beeinflusst wollten auch Forscher des Reno-Instituts in Nevada wissen und befragten dafür 232 Studierende deren Partner*innen kürzlich vorher betrogen hatte. Die im „Journal of Social and Personal Relationships“ veröffentlichte Studie zeigt nicht nur die Auswirkungen die Untreue auf die Psyche hat, sondern auch wie sehr diese von der Schuldzuweisung abhängen.
Wer sich selbst die Schuld für die Untreue des Partners gab, entwickelte destruktive Verhaltensweisen, wie Essstörungen, übermäßigen Alkohol- oder Drogenkonsum. Wer dem Partner die Schuld gab, lief weniger Gefahr risikoreiche und lebensbedrohliche Verhaltensweisen zu entwickeln. Insbesondere Frauen neigen dazu sich selbst für das Fehlverhalten des Partners zu beschuldigen. Das liegt vor allem daran, dass sie mehr Wert auf Bindung und romantische Beziehungen legen als Männer und ein Betrug sie in ihrer Selbstwahrnehmung mehr erschüttert.
„Ich wurde betrogen!“
Was Betrug und Untreue – ungeachtet der eigenen Definition – mit einer Person macht, wollte ich von euch wissen und hier sind eure Geschichten:
Ich fühle mich wie ein Eindringling in meinem eigenen Leben, das neu besetzt wurde.
Sophie, 25
Er hätte es sein sollen. Der Eine für immer. Das war der Plan, seiner, meiner, unserer. Bis er im Februar nach Hause kam. Mal wieder richtig betrunken und ich sein Handy hatte. Ich weiß nicht, was mich dazu brachte hineinzuschauen. Aber da waren sie. Da war sie. Unzählige Nachrichten. Er hoffe ich würde pünktlich gehen, dann komme er zu ihr. Sie kauft neue Unterwäsche extra für ihn. Ich kenne die Bilder, die er ihr schickt, bei den meisten war ich neben ihm. Sechs Monate scrolle ich nach oben, mit jeder Nachricht zerbricht mehr in mir. Ich konnte nicht schreien, nicht weinen, nur lesen. Kein Wort darüber, dass das was sie tun falsch sein könnte. Ich fühle mich wie ein Eindringling in meinem eigenen Leben, das neu besetzt wurde. Es folgten Gespräche, Tränen und noch mehr Lügen wie sich herausstellte. Sie haben jetzt ihre gemeinsame Geschichte begonnen und für mich stellen sich fast Tag für Tag die gleichen Fragen. Warum? Wie konnte er zwei Leben so perfekt nebeneinander führen? Und warum kann eine Frau einer anderen so in den Rücken fallen?
Kati, 27
Mein damaliger Freund hat mich nach fast acht Jahren Beziehung mit einer gemeinsamen Freundin betrogen. Ich habe schon früh diese Chemie zwischen ihnen gespürt, aber sie zu verdrängen versucht. Als ich für zwei Monate für ein Praktikum nach Irland gegangen bin, hat sich ihre Beziehung verstärkt. Ich habe es sofort gemerkt, als ich wieder zurück war. Immer wieder habe ich meinen Freund um Ehrlichkeit ersucht. Ich wurde nur als eifersüchtig und kindisch hingestellt. Daraufhin begann ich mein Bauchgefühl zu hinterfragen. Ich hörte auf mir selbst zu vertrauen. Ich konnte es aber auch nicht verdrängen und weil ich endlich Gewissheit haben wollte, schnappte ich mir eines Tages sein Handy, um seine Nachrichten zu lesen. Ich weiß, dass es ein schlimmer Vertrauensmissbrauch war, ich wusste mir aber nicht mehr anders zu helfen. Ab dann nahm alles seinen Lauf. Mein Herz war gebrochen, atmen, essen, schlafen, der ganze Alltag war kaum für mich zu schaffen. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit bis der Schmerz weniger wurde, ich mich nicht mehr gedemütigt und vorgeführt fühlte.
Natascha, 22
Ich war einmal recht angeheitert und habe einen Freund geküsst, obwohl ich in einer Beziehung war. Am nächsten Tag hatte ich so ein schlechtes Gewissen und habe es meinem damaligem Freund sofort gebeichtet. Er hat ein Drama daraus gemacht, aber am Ende ist alles wieder gut gworden und er konnte mir verzeihen. Ein paar Monate später habe ich erfahren, dass er mich schon mehrere Male betrogen hat. Alle meine Ex-Freunde haben mich auf eine gewisse Art und Weise betrogen. Jedes mal ist mein Vertrauen natürlich gesunken und ich bin in die nächste Beziehung schon mit einem Grundmisstrauen gekommen.
Jedes Mal, wenn ich erfahren habe, dass einer meiner Partner mich betrogen hat, war mein Vertrauen sofort. Ich bin naiv und optimistischer Mensch und will an Beziehungen arbeiten, auch, wenn sie mal nicht rosig sind. Doch die Beziehungen waren keine richtigen Beziehungen mehr für mich. Um Nähe und das Gefühl, Gewollt zu werden, habe ich mich kurz danach in neue Beziehungen gestürzt. Mit der Zeit habe ich festgestellt, dass ich lange Zeit Angst hatte alleine zu sein.
Betrogen werden und betrügen waren für mich schlussendlich der Grund eine Zeit lang Single zu bleiben, um alles wieder Klarer sehen und wieder eine ehrliche Beziehung aufbauen zu können.
Pina, 23
Ich war mit meinem Freund zum damaligen Zeitpunkt fünf Jahre zusammen. Von der ersten Sekunde an war er für mich der ehrlichste Mensch. Ein Mensch von dem ich dachte, dass er mich nie betrügen würde. Trozdem, und ich weiß nicht warum, las ich öfter mal seine Nachrichten. Bis ich irgendwann auf diesen Online-Videochat gestossen bin – Nachrichten, Nacktfotos und Videochats mit fremden Frauen und das fast täglich. Als ich ihn damit konfrontierte meinte er das geht erst seit ein paar Monaten so, er hat es mir regelrecht geschworen. Bis ich nach ein paar Tagen nochmal in seinen Account eingestiegen bin und alles gelesen habe. Die von ihm gemeinten „paar Monate“ waren dann doch ein paar Jahre.“Hast du Lust? Meine Freundin ist gerade schlafen gegangen“, schrieb er. Für mich ist es nicht der Satz, es ist dieser Schmerz in meiner Brust, den ich nie vergessen werde. Diese pure Enttäuschung, von der Person die du am meisten liebst, so hintergangen zu werden.Die Beziehung war für mich selbstverständlich sofort beendet. Was für mich aber viel schlimmer war, als die Tat an sich, war einfach dieses Gefühl, sich in einem Menschen so getäuscht zu haben. Auch wenn er sich nie mit einer dieser Frauen aus den Chats getroffen hat, fühlte ich mich einfach betrogen. Über ein Jahr später fällt es mir nach der ganzen Sache nach wie vor schwer einem Menschen zu vertrauen. Dennoch habe ich aus dieser Erfahrung gelernt. Alles passiert aus einem Grund. Im Nachhinein habe ich erkannt, dass unsere Beziehung sowieso nicht ewig gehalten hätte. Auch wenn ich mir sehnlichst wünsche, dass es anders geendet hätte, geht es mir jetzt gut und ich weiß, dass mein Glück nie von einem Mann abhängig ist.
Die andere Frau
Lea, 22
Ich selbst bin nie fremdgegangen und hoffe auch nicht, dass ich es jemals tun werde, aber ich denke, dass man das nie sagen kann. Ich war die „Affäre“. Ein damaliger Freund war in einer sehr langen Beziehung und ich kannte seine Freundin auch und trotzdem hatte ich ihn sehr gern und irgendwann entwickelte sich etwas zwischen uns. Anfangs fand ich es nicht so tragisch, weil körperlich nichts zwischen uns lief, was sich aber relativ schnell endete, weil er einfach nicht mit ihr Schluss machte. Ich war verliebt, er war verliebt und wir beide wollten etwas Ernstes und trotzdem traute er sich einfach nicht die Beziehung zu seiner Freundin zu beenden. Er war die erste Person, für die ich so fühlte, also ließ ich ihm Einiges durchgehen und im Endeffekt lief fast ein Jahr lang etwas zwischen uns – es eine normale Beziehung, nur nicht offiziell. Nachdem er sich von seiner Freundin trennte, waren wir mehrere Jahre lang zusammen, bis er aus dem Nichts Schluss machte und mit mir (wahrscheinlich – gestanden hat er es mir nie) genau das gleiche machte mit einer Arbeitskollegin. Im Nachhinein betrachtet würde ich es nie wieder so machen und mich auf so einen Mann auch nicht mehr einlassen, weil ich es ehrlich gesagt einfach feige finde. Natürlich ist einmaliges betrügen etwas anderes als über Monate hinweg eine Affäre zu haben. Trotzdem ist beides einfach nicht okay. Die Beziehung mit ihm bereue ich keineswegs, aber seine damalige Freundin hatte das einfach nicht verdient. Ich einfach zu naiv, um zu verstehen, wie sehr sowas auch wehtun kann und wie unfair es war. Sie weiß es glaube ich bis heute nicht und das finde ich auch besser so.
Die Moral der Reihe?
Betrogen werden ist hässlich. Es ist aber niemals eure Schuld. Eure Partner*innen haben diese Entscheidung getroffen- egal aus welcher Motivation heraus. Versucht deren Verhalten nicht an eurem Selbstwert zu messen, auch wenn das schwierig ist.
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Frauen erzählen: „Ich habe betrogen“ – Wie es dazu kommt, dass man seinen Partner oder seine Partnerin betrügt, erzählt euch schon bald Nina im nächsten Teil von Frauen erzählen.