the ladies. Buchclub | Juli
the ladies. Buchclub | Juli
In letzter Zeit wurden häufig die Koffer gepackt und von einem Land ins nächste gereist. Unsere ständigen Begleiter waren Bücher – denn die verschlingen wir im Flugzeug, am Strand oder abends vor dem Zu-Bett-Gehen. Heute nehmen wir euch mit auf unsere Lesereise vom letzen Monat und verraten euch, welcher Lektüre wir uns dieses Mal gewidmet haben.
Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten …
– Jean Paul
Wir sind ständig unterwegs. So oft wie zur Zeit war das bisher nur selten der Fall. Wir erkunden fremde Städte, begeben uns auf kulinarische Höhenflüge und entdecken kulturelle Schätze. Die fernsten Reisen unternehmen wir aber noch immer in unseren Köpfen – nämlich beim Lesen. Alina hat sich diesmal in die Gefilde des Überwindes von Verlust und Einsamkeit begeben, Nina hat an dem Leben eines Pariser Wachmannes teilgenommen und Márcia hat es in die Welt der genderbezogenen Daten verschlagen.
Von den Seiten zurück in die Realität – Unsere persönlichen „Reiseberichte“ bekommt ihr nun zu lesen.
Unsere Bücherauswahl im Juli
Worum geht’s?
Meine Review
Ich glaube, dass es Bücher gibt, die einen genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort finden. Dieses hier ist so eines für mich. Obwohl ich weder Geschwister habe, noch die Art von Schicksalsschläge erfahren habe, die der Protagonist durchlebt, habe ich mich ihm verbunden gefühlt. In seiner Wahrnehmung ganz grundlegender menschlichen Erfahrungen wie der Pubertät, oder Themen wie Familie und Freundschaft spürte ich eine tiefe Verbundenheit. „Das Ende der Einsamkeit“ ist so ein Buch, dass man nach Jahren aufschlägt und bei dem es sich immer ein bisschen anfühlt, als würde man nach Hause kommen.
my summer book
Meine liebsten Zitate:
- „Liebe, […] das ist ein dummer, literarischer Begriff, Jules. Das sind nur chemische Reaktionen.“
- “Das Gedächtnis ist ein geduldiger Gärtner.”
- „Eine schwierige Kindheit ist wie ein unsichtbarer Feind, dachte ich. Man weiß nie, wann er zuschlagen wird.“
- „Hoffnung ist was für Idioten“ – „Pessimismus auch.“
- „Wäre es wirklich besser, wenn es diese Welt überhaupt nicht gäbe? Stattdessen leben wir, wir schaffen Kunst, lieben, beobachten, leiden, freuen und lachen. Wir existieren alle auf millionenfach unterschiedliche Weisen, damit es kein Nichts gibt, und der Preis dafür ist nun mal der Tod.“ (Wells 2016, S. 156f)
- „Ja, aber das Gegengift zu Einsamkeit ist nicht das wahllose Zusammensein mit irgendwelchen Leuten. Das Gegengift zu Einsamkeit ist Geborgenheit.“
- „Ich mein, wenn man sein ganzes Leben in die falsche Richtung läuft, kann’s dann trotzdem das Richtige sein?“
- „Die Zeit verläuft nicht linear, ebenso wenig die Erinnerungen. Man erinnert sich immer stärker an das was einem gerade emotional nahe ist.“
- „Es gab Dinge, die ich nicht sagen, sondern nur schreiben konnte. Denn wenn ich redete, dann dachte ich, und wenn ich schrieb, dann fühlte ich.“
- “In meinem Innern ahnte ich, dass ich vom Weg abgekommen war. Das Problem war nur, dass ich nicht wusste, wann und wo. Ich wusste nicht mal mehr, von welchem Weg.”
Worum geht’s?
„In fünf Monaten wird der Wachmann einer Pariser Bank das Eigentum an seiner kleinen Mansarde endgültig erworben haben, wird ein weiterer Markstein seines Lebensplanes gesetzt sein. Doch dieser fatalistische Ablauf wird an einem heißen Freitagmorgen im August 1954 jäh vom Erscheinen einer Taube in Frage gestellt.“ (Quelle: Klappentext)
Jonathan Noel, der in seinem Leben einige Schicksalsschläge zu bewältigen hatte, lebt nun zurückgezogen in seiner spartanischen, Pariser Einzimmerwohnung. Menschen sind im zuwider und in der Monotonie des Alltags findet er Ruhe. Er hat für sich ein Leben völliger Ereignislosigkeit gewählt. Dieses findet auf dem Weg von der Gang-Toilette zurück zu seiner Wohnung ein plötzliches Ende. Als sich ihm eine Taube in den Weg stellt und den Zugang zu seiner Oase der Zurückgezogenheit, seinen eigenen vier Wänden, versperrt, ist er plötzlich heimatlos. Denn unter einem Dach mit einer Taube, dem „Inbegriff des Chaos und der Anarchie“, kann er unmöglich leben. Er verlässt das Haus, überzeugt davon, nie wieder hierher zurückzukommen. Die nächsten Stunden werden Jonathan Noel von Grund auf verändern.
Meine Review
Zwischen den Zeilen wurde mir klar, dass ich mein Leben bewusst leben sollte, mit all seinen Herausforderungen und auch unangenehmen Eigenschaften, um nicht eines Tages von eben diesem Leben überrollt und eingeholt zu werden – vielleicht ja sogar von einer nichtigen Kleinigkeit, wie einer Taube.Auf knapp 100 Seiten zeichnet Patrick Süßkind den Alltag eines zutiefst einsamen Mannes und lässt an dessen wirren Gedanken, als die Monotonie durchbrochen wird, teilhaben. Es geht um die fragile Ordnung des Lebens und die lächerliche Macht der kleinen Dinge, die sich aufplustern und alles ins Chaos stürzen können.
Kurz und knapp:
- einfach und schnell (knapp 100 Seiten) zu lesen
- zeichnet das Seelenleben eines einsamen Mannes und lässt mitfühlen
- großartiges Buch – inhaltlich wie stilistisch
Worum geht’s?
„Das Haus von Kambilis Familie liegt inmitten von Hibiskus, Tempelbäumen und hohen Mauern, die Welt dahinter ist das von politischen Unruhen geprägte Nigeria. Mit sanfter, eindringlicher Stimme erzählt die 15-jährige Kambili von dem Jahr, in dem ihr Land im Terror versank, ihre Familie auseinanderfiel und ihre Kindheit zu Ende ging. Der erste vielgelobte Roman Adichies, verzweifelt schön und ganz gegenwartsnah.“(Quelle: Klappentext)
Meine Review
Chimamanda Ngozi Adichie ist eine meine Lieblingsautorinnen und das hat auch einen Grund: Ihre Bücher sind so einnehmend und lyrisch. Man hat danach immer das Gefühl etwas Neues gelernt zu haben. Obwohl ich schon fast alle ihre Bücher gelesen habe, hat es „Blauer Hibiskus“ noch nicht auf die Liste der verschlungenen geschafft. Warum, weiß ich ehrlich gesagt auch nicht. Daher musste das geändert werden!
Kambili ist ein schüchternes 15-jähriges Mädchen, das mit ihrer stillen Mutter, ihrem Bruder und ihrem wohlhabenden streng katholischen Vater Eugene zusammenlebt. Eugene ist in der Gemeinde aktiv und so von seinem Glauben überzeugt, dass es an religiösem Fanatismus grenzt. Er macht vor nichts halt, um sicherzustellen, dass seine Familie ein Vorbild für das christliche Leben ist. Diese lebt unter seinem Schatten. Während er in der Gemeinde großzügig ist, ist er zuhause repressiv und gewalttätig. Das Haus von Kambilis Tante ist ihr sicherer Hafen. Dort ist sie glücklich und frei. Zum ersten Mal kann sie Leben und Liebe entdecken.
Das Buch ist sehr traurig, aber auch fesselnd. Man liest mit wie ein kleines, schüchternes Mädchen zu einer extrovertierten und lebensfrohen jungen Frau heranwächst, sich und ihre Welt dabei entdeckt. Adichie geht in dem Buch auf die Komplexität von Religion, Familie und Landleben in Afrika durch die Augen eines jungen Mädchens, ein. Die Sprache ist einfach und direkt, aber gleichzeitig auch poetisch.
Meine liebstes Zitat
„The educated ones leave, the ones with the potential to right the wrongs. They leave the weak behind. The tyrants continue to reign because the weak cannot resist. Do you not see that it is a cycle? Who will break that cycle?.“
Kurz und knapp:
- sehr traurig, aber fesselnd
- das Thema hat mich sehr gepackt, vor allem aus der Sicht eines so jungen Mädchens
- leichte, direkte Sprache, dennoch poetisch
Und: Was lest ihr momentan?
Ein weiterer Monat mit spannendem Lesestoff steht uns bevor, denn ihr bestimmt auf Instagram die nächste, literarische Runde. Schaut schnell vorbei und stimmt ab!
xxx
the ladies
1 Comment
meine Lieblings ist : „Die Zeit verläuft nicht linear, ebenso wenig die Erinnerungen. Man erinnert sich immer stärker an das was einem gerade emotional nahe ist.“
Gruß, Anna