the ladies. Buchclub | Oktober
the ladies. Buchclub | Oktober
Der Herbst ist in vollem Gange und obwohl er uns die letzten Wochen mit Sonnenschein und waren Stunden beglückt hat, ist er jetzt so richtig da. Der November ist kalt und nebelig und eigentlich sich deshalb perfekt, um es sich mit einem Buch gemütlich zu machen. Doch bevor ihr schon über unsere Bücherwahl im neuen Monat abstimmen dürft, ist es wieder Zeit für unsere Reviews des letzten Monats beim the ladies. Buchclub!
Unsere Bücherauswahl im Oktober
Im Oktober wart ihr euch alle sehr schnell einig, was wir jeweils lesen sollten. Das war bisher nicht immer der Fall, daher freuen wir uns und geben euch nun ohne viel Tamtam unsere Reviews. Achtung: Spoiler :))
Alina
Carson McCullers
„Das Herz ist ein einsamer Jäger.„
Worum geht’s?
Das Herz ist ein einsamer Jäger.
Carson McCullers
Die Geschichte, wie dieses Buch in meine Hände gefallen ist, ist auch eine Geschichte, die der Buchclub geschrieben hat. Denn ich habe von diesem kleinen Roman in meinem aktuellen Lieblingsbuch, das ich für den Buchclub im Juli gelesen habe, erfahren. Und in die Hände gefallen ist es mir, als ich zufällig an einem „Second Hand Bücher Sale“ auf der Burggasse vorbei spazierte und mein Blick auf die kleine Box am Boden und direkt auf dieses wunderschöne, belletristische Werk fiel.
Das Herz ist ein einsamer Jäger
Meine Review
Worum geht’s?
Mit der Geburt des Sohnes begann die gezielte Recherche nach der idealen Ernährungsweise für den Nachwuchs – und damit war schnell die Idee Jonathan Safran Foers geboren, ein Buch zu schreiben.
Im Laufe seines Lebens schwankte Foer oft zwischen dem Fleischgenuss und dem Vegetarismus hin und her. Mit dem Einnehmen der Vaterrolle bekamen Fragen um den Fleischkonsum jedoch wieder größere Bedeutung. Warum essen wir Tiere? Würden wir sie auch essen, wenn wir wüssten, wo sie herkommen? Akribisch wurden alle Aspekte des Fleischverzehr, inklusive Transportwegen, Lebensbedingungen und Schlachtmethoden untersucht (dabei wurde nachts sogar in eine Tierfarm eingebrochen).
Doch auch die emotionale und traditionsreiche Komponente des Verzehrs fleischhaltiger Mahlzeiten wird nicht außer Acht gelassen. Vielleicht ist das Schnitzel von der Oma eben nicht nur ein paniertes Stück Fleisch, sondern ein Teil tiefer Verbundenheit.
Foer hinterfragt, wie wir unseren Fleischkonsum vor uns selbst rechtfertigen, um die Augen weiterhin verschließen zu können, und gibt im Endeffekt eine philosophisch, wissenschaftliche Ode an die bewusste Wahl.
Meine Review
Seit nun schon über 3 Jahren ernähre ich mich vegetarisch. Die Gründe dafür sind vielfältig. Das heißt übersetzt, dass ich mich auch schon vor dem Lesen dieses Buches intensiv mit den unterschiedlichsten Ernährungsweisen auseinandergesetzt habe. Daher hat es mich nicht, wie wahrscheinlich viele andere, wachgerüttelt. Viel eher hat es mein Wissen erweitert und mich in meinem Ernährungsverhalten bestärkt.
Was mir dabei sehr gut gefallen hat, war, dass Foer nicht aus der herabschauenden Positions eines Vegetariers/Veganers, der denkt, vieles besser zu machen und bekehren zu müssen, sondern aus Sicht eines Fleischessers, der nicht mehr verdrängen kann, dass Tiere für ein Stück Fleisch qualvoll leben und schließlich sterben müssen, argumentiert.
Außerdem ist toll, dass die Fakten, die dargebracht werden, gründlich recherchiert sind und es sich nicht um ein rein emotionales Werk handelt. Zudem lockert die Mischung aus Journalismus und Autobiographie das Lesen auf und macht das Thema zu einem leichteren und nahbareren.
Für mich trifft dieses Buch auf alle Fälle den Nerv der Zeit, in der wir nicht nicht nur den moralischen Aspekt des Fleischkonsums beachten sollten, sondern auch den des Umweltschutzes mitdenken müssen.
Kurz und knapp:
- gut recherchiert – bietet viele Fakten
- ist dabei durch den autobiographischen Anteil dennoch flüssig zu lesen
- teilweise lebendig und brutal beschrieben – Lesepausen sind vielleicht notwendig
- regt definitiv zum Überdenken der Ernährungsweise an
Eine sehr anschauliche Stelle:
„Versetzen Sie sich in einen überfüllten Aufzug, einen so überfüllten Aufzug, dass Sie sich nicht umdrehen können, ohne Ihren Nachbarn anzurempeln (oder ihn zu verärgern). Der Aufzug ist so überfüllt, dass Sie oft in der Luft hängen. Das ist fast ein Segen, denn der abgeschrägte Boden ist aus Draht, der Ihnen in die Füße schneidet. Nach einiger Zeit werden die Wesen im Aufzug die Fähigkeit verlieren im Interesse der Gruppe zu funktionieren. Einige werden gewalttätig, andere drehen durch. Und ein paar werden, da ihnen Futter und Hoffnung versagt, zu Kannibalen. Es gibt keine Auszeit, keine Hilfe. Kein Aufzugmechaniker kommt. Die Tür wird sich nur einmal öffnen, nämlich am Ende Ihres Lebens zu Ihrer Reise an den einzigen Ort, der noch schlimmer ist.“ – Zitat von Nicolette Niman | S. 238
Worum geht’s?
Margeret Atwood
»Und so steige ich hinauf, in die Dunkelheit dort drinnen oder ins Licht.« – Als am Ende vom »Report der Magd« die Tür des Lieferwagens und damit auch die Tür von Desfreds »Report« zuschlug, blieb ihr Schicksal für uns Leser ungewiss. Was erwartete sie: Freiheit? Gefängnis? Der Tod? Das Warten hat ein Ende! Mit »Die Zeuginnen« nimmt Margaret Atwood den Faden der Erzählung fünfzehn Jahre später wieder auf, in Form dreier explosiver Zeugenaussagen von drei Erzählerinnen aus dem totalitären Schreckensstaat Gilead. »Liebe Leserinnen und Leser, die Inspiration zu diesem Buch war all das, was Sie mich zum Staat Gilead und seine Beschaffenheit gefragt haben. Naja, fast jedenfalls.Die andere Inspirationsquelle ist die Welt, in der wir leben.« (Quelle: Klappentext)
Meine Review
Margaret Atwood schreibt 35 Jahre nach Erscheinen ihres Erfolgsromans „Der Report der Magd (Engl.: The Handmaid’s Tale) eine Fortsetzung. Natürlich ist das sensationell, aber braucht wirklich alles eine Fortsetzung. Sollte man nicht dann gehen, wenn es am Schönsten ist? Kann man den Report der Magd überhaupt toppen? Nein! Die Enttäuschung ist zwar vorprogrammiert, man kauft das Buch trotzdem und inhaliert es in drei Stunden, weil man wissen will, wie es nun weitergeht.
ACHTUNG SPOILER
Diese Geschichte spielt 15 Jahre nach dem Ende des ersten Buches. Baby Nicole, das „Kind“ von Commander Waterford und Serena (eigentlich das Baby von Offred / June und ihrem Geliebten Nick), wurde nach Kanada geschmuggelt und seitdem nicht mehr gesehen. Zudem konnten sich immer mehr Mägde durch eine sogenannte „Female Underground road“ in Freiheit begeben und nach Kanada einreisen, was Gilead natürlich gar nicht gefällt. In der Zwischenzeit wird alles daran gesetzt das vermisste Baby Nicole aufzuspüren, das nun als wahres „Aushängeschild für Gilead“ gilt.
Der Roman wird von drei verschiedenen Frauenstimmen erzählt. Die erste gehört Tante Lydia selbst, die heimlich ihre Memoiren schreibt. Die zweite ist Agnes, eine junge Frau, die in Gilead aufgewachsen ist und einen Commander mit 13 heiraten sollte. Die dritte, Daisy, ist eine lebhafte Teenagerin, die in Kanada mit „ihren Eltern“, die ein Secondhand-Geschäft führen, lebt. All diese Frauen sind miteinander verbunden, und wie, das erfährt man im Laufe des Buches. Wenn man allerdings nicht ganz auf den Kopf gefallen ist und das erste Buch sowie auch die Serie gesehen hat, kann man sich doch schon denken wie. Womit wir hier beim eigentlichen Problem des Buches wären.
Wo das erste Buch so dunkel und verzweifelt war, scheint für die Fortsetzung ein Happy End geradezu am Anfang schon vorhergesehen zu sein. Was sich tatsächlich enttäuschend anfühlt. Sicher, dieses neue Buch ist noch immer grausam, vor allem in der Erzählung von der ausgeübten Gewalt gegen Frauen. Dennoch fehlt etwas. Oder es fehlt nicht genug, denn die Stärke des ersten Buches lag an seiner Zweideutigkeit, an der verschwommenen Erzählweise, an den wenigen Details, weil auch June selbst keine Details kannte, an die langgezogenen Tage, weil die einzige Beschäftigung, die ihr vergönnt war, das tägliche Einkaufengehen war. June wusste nicht, was sie erwartet. Sie konnte nur im Hier und Jetzt leben. Ganz im Gegenteil zu der Fortsetzung. Hier ist von Anfang an klar, es gibt Möglichkeiten, es gibt eine Zukunft und genau deshalb wird alles bis ins kleinste Detail erklärt, reflektiert und in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft erzählt. June hatte nur die Gegenwart und verschwommene Erinnerungen aus der Vergangenheit. Es fehlt auch der emotionale Subtext. Was man liest, das bekommt man auch. Viel Raum für Wünsche und Reflektionen bleiben den Leser*innen also nicht.
Kurz und knapp:
- eine pure Enttäuschung
- trotzdem schön zu wissen, was mit June & Co. passiert ist
- liest sich – verglichen zum ersten Roman – wie ein Buch für Teenager und nicht wie ein Erwachsenenroman
- kann man gut nebenbei lesen, nur die Erwartungen an ein literarisches Meisterwerk solltet ihr runterschrauben
Und: Was lest ihr momentan?
Ein weiterer Monat mit spannendem Lesestoff steht uns bevor, denn ihr bestimmt auf Instagram die nächste, literarische Runde. Schaut schnell vorbei und stimmt ab!
xxx
the ladies