3 ladies 3 Ansichten | Wieso wir uns weigern, uns für unsere Periode zu schämen

3 ladies 3 Ansichten | Wieso wir uns weigern, uns für unsere Periode zu schämen

3 ladies 3 Ansichten | Wieso wir uns weigern, uns für unsere Periode zu schämen

„Sie hat bestimmt gerade ihre Tage“, „Das ist ihr PMS“ – wieso wir diese Sprüche nicht mehr hören können und es endlich Zeit, das Stigma um die Periode zu beenden.

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Artikel, in denen Frauen über ihre Erfahrung mit hormoneller Verhütung und/oder dem Absetzen der Pille sprechen, sind gerade genau so im Trend, wie Mom Jeans. Und wahrscheinlich werden wir auch bei diesem in ein paar Jahren zurückblicken und uns fragen: „Warum war das noch einmal so ein großes Ding?“

Weniger offen geht es beim Thema Menstruation oder der „Periode“ zu. Erst letztens sprang uns zu diesem Thema aus dem Social Media Feed einer Bloggerin eine Einstellung entgegen, die sich rund um das Thema festgesetzt hat: die „Tage“ seien etwas ekelhaftes, was man gefälligst im Privaten und ja nicht in der Öffentlichkeit besprechen sollte. Dass immerhin die Hälfte der Weltbevölkerung Gebärmutter-Trägerinnen und somit einmal im Monat von diesem (Achtung: natürlichen!) Vorgang betroffen sind, gerät hierbei oft in Vergessenheit. „Period Shaming“ oder das Stigma um den weiblichen Zyklus sind allgegenwärtig – ob in der Politik, auf Social Media oder der Werbung (wer blutet denn bitte blau?).

Ja, die  Menstruation ist unpraktisch, schmerzhaft, verwirrend und manchmal einfach richtig mühsam, aber eins ist sie nicht: und zwar beschämend.

Alina

Es gibt Frauen, die einmal im Monat Kerzen anzünden, ihren Hexenzirkel aufsuchen und mit ihren Kristallen und Palo Santo Hölzern ihre Periode zelebrieren. Im krassen Gegensatz dazu stehen die Frauen, die ihre Periode wie ein peinliches Hobby verheimlichen und sich zu dem Thema so verrenken, als dürften sie die Laser-Strahlen vor dem Tresor nicht berühren, weil sonst der „Perioden-Alarm“ losgetreten werden würde.

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Ich verstehe beide Extreme irgendwo und möchte Frauen ihren persönlichen Umgang mit dem Thema auch auf keinen Fall absprechen. Womit ich aber durchaus ein Problem habe, ist die gesellschaftliche Tabu-Zone zum Thema der weiblichen Menstruation und wenn ihr die Schuld für alle möglichen Situationen gegeben werden.

  • Schlechte Laune? Sie hat ihre Periode.
  • Emotional? Sie hat ihre Periode.
  • Hektisch? Siehe oben.

Seit wann ist die Menstruation zum Mülleimer der menschlichen Gefühle geworden und warum fällt es uns noch immer so schwer diese einfach als das zu sehen, was sie ist? Ein natürlicher Vorgang, der uns zeigt, dass der eigene Körper einwandfrei funktioniert und – prinzipiell – bereit für Nachwuchs wäre. Es ist weder beschämend, wenn man seine Tage hat, noch unrein oder unhygienisch – auch, wenn uns das aus allen möglichen Ecken und Enden der Gesellschaft oft suggeriert wird. Deswegen weigere ich mich, mich dafür zu schämen und nehme meine als Teil von mir an und auf wie sie ist. Ich möchte mitbestimmen, wie über meinen Körper geredet wird und werde es verdammt noch mal nicht zulassen, dass das jemand anderes uns sagt, was an diesem falsch und ekelhaft ist. Und wer weiß: vielleicht packe ich beim nächsten Mal doch noch meine Kristalle aus.

Nina

Frauen werden immer noch in vielen Belangen diskriminiert. Das ist leider ein Fakt. Mitunter geschieht dies auch aufgrund der Menstruation. In Teilen Nepals und Indiens werden Frauen beispielsweise in Kuhställe oder Lehmhütten gesperrt, in denen sie mehrere Tage unter schlechten hygienischen Bedingungen schlafen müssen. Diese Praxis ist zwar illegal, viele halten sich dennoch nicht an die Gesetze – was für mich das Ausmaß der wahrgenommenen Schande umso mehr verdeutlicht. In unseren Breiten ist die Tabuisierung der Periode nicht mit der oben erwähnten zu vergleichen und dennoch ist sie vorhanden.

Alleine in meinem Umfeld, von dem ich stets behaupte, die rosarote Blase der Offenheit und Emanzipation zu sein, ist die Periode schambehaftet. Vor allem Männer – ohne alle in einen Topf werfen zu wollen – dürften einen gewissen Ekel empfinden. „Ich habe die Regel“ – „Sprich nicht weiter, ich habe schon zu viel gehört.“ So ähnlich laufen Gespräche ab. Mir kommen dann immer zwei Dinge in den Sinn.

  1. Würde auch eine blutende Wunde an meinem Oberarm als scheußlich empfunden werden? Ich denke nicht!
  2. Habe ich meine Regel gerade nicht, werden die Flüssigkeiten, die meine Vagina absondert, wahrscheinlich nicht als ekelhaft bezeichnet – vielleicht empfinden sie einige sogar als erotisch.

Was hat es also mit der Kombination dieser beiden Dinge auf sich? Wieso muss sie zu einem blinden Fleck der Alltagsdiskussionen werden?
Mir ist klar, dass allgemein eine historisch entstandene Scham gegenüber Themen rund um unsere Geschlechtsteile besteht. Doch Fakt ist nun, dass diese zu uns gehören, wie auch Augen, Nase und  Beine. Sie sind da und haben eine Funktion. Die Periode ist zudem Teil des Alltags der Hälfte der Weltbevölkerung. Sie beeinflusst unser Leben, hat Auswirkung auf unsere Stimmung und (spoiler-alert) kommt immer wieder. Also wieso monatlich aufs Neue verschweigen, anstatt die Periode endlich auch einmal zu thematisieren. Wird die Menstruation nämlich erst als etwas Normales und Schamloses erachtet, dann und erst dann, können wir aufhören, bewusst über sie zu reden.

 

Márcia

Ich habe nicht das Gefühl in einer Familie aufgewachsen zu sein, in der die Menstruation ein Tabu war. Vielmehr wurde man gefeiert und plötzlich nicht mehr als kleines Kind, sondern als vollwertiges Familienmitglied mit einer gewissen Verantwortung gesehen. Und dennoch sollte ich keine Sahne aufschlagen, wenn ich menstruierte. Sie würde nämlich nicht steif werden. Für Tampons sei ich zu jung. Ich habe ich mich zu Grund und Boden geschämt als bei mir die erste Periode einsetzte. Ich weinte Rotz und Wasser und wusste nicht, was mit mir geschah. Ich schämte mich in der Schule. Ich achtete immer penibel darauf meine Hygieneprodukte in den tiefsten Ecken meines Schulranzens zu verstecken. Ich ging nur während der Stunden auf Toilette und nicht in der Pause, weil ich wusste, dass ich alleine wäre und kein anderes Mädchen sehen würde, wie ich benutzte Produkte in den Mülleimer warf. Als sich meine Essstörung weiter entwickelte und die Periode bei mir jahrelang aussetzte, war ich erleichtert.

Perioden sind in der westlichen Welt kaum mehr ein so großes Tabu wie in der Vergangenheit, aber wir haben noch einen weiten Weg vor uns. 2017 veröffentlichte die erdbeerwoche, die österreichische Plattform für das Thema Menstruation und nachhaltige Frauenhygiene, die Ergebnisse einer anonymen Umfrage unter 1.100 Jugendlichen zwischen 13 und 17 Jahren zu Wissensstand und Einstellung rund um Menstruation und Monatshygiene. 60 % der Mädchen geben an, eine negative Einstellung zu ihrer Menstruation zu haben. 70% der Jungen finden das Thema Menstruation unwichtig und peinlich.

60 % der Mädchen geben an, eine negative Einstellung zu ihrer Menstruation zu haben. 70% der Jungen finden das Thema Menstruation unwichtig und peinlich.Erdbeerwoche

Die Ergebnisse dieser Studie ließen mich sprachlos. Bis Dato war mir zwar klar, dass Jugendliche sich für die Menstruation schämen. Wie eklatant die Ergebnisse aber waren, hätte ich nicht erwartet. Schließlich leben wir in einer aufgeklärten Gesellschaft, in der zwar noch immer ein gewisses Tabu herrscht, aber nichts im Vergleich zu asiatischen Ländern ist.

„Why do women menstruate?“ – „Only God knows why we’ve been punished.“ Period. End of Sentence. Ein Punkt am Ende des Satzes oder doch Periode – Das Ende der Gefangenschaft? Diese Netflix Doku unterstreicht nachdrücklich die Art und Weise, wie Scham und Fehlinformationen das Wohlergehen von Frauen und Mädchen im asiatischen Raum – insbesondere in Indien – beeinträchtigen und sie für geschlechtsspezifische Diskriminierung, Kinderehen, Ausgrenzung, Gewalt, Armut und unbehandelte Gesundheitsprobleme anfällig machen.

In vielen Kulturen halten Menstruationstabus Frauen und Mädchen davon ab, Wasser zu berühren oder zu kochen, an religiösen Zeremonien teilzunehmen oder sich an Gemeinschaftsaktivitäten zu beteiligen.

Diese Tabus verstärken die Diskriminierung aufgrund des Geschlechts und halten die Vorstellung fest, dass menstruierende Frauen und Mädchen unrein sind.

Frauen und Mädchen sind mit Stigmatisierung, die zu ihrem Ausschluss von Schule, Ausbildung und Arbeit führen, konfrontiert. Vielerorts haben Frauen einen begrenzten Zugang zu sanitären Einrichtungen am Arbeitsplatz und in schulischen Einrichtungen. Und in vielen Gemeinden ist die Menarche – der Beginn der Menstruation – mit der Bereitschaft zur Ehe verbunden. Die Heirat von Kindern erhöht das Risiko einer Schwangerschaft für Jugendliche und andere Folgen, die die Menschenrechte von Mädchen beeinträchtigen.

Doch nicht nur Fehlinformation ist ein Problem, sondern auch die horrenden Kosten für Binden, Tampons und co. Solange Hygieneprodukte wie Luxusgüter besteuert werden, bleibt die Menstruation vielerorts ein Tabu, und hält Diskriminierungen und Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern aufrecht.

Solange Hygieneprodukte wie Luxusgüter besteuert werden, bleibt die Menstruation vielerorts ein Tabu, und hält Diskriminierungen und Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern aufrecht.

Schämt ihr euch für eure Periode? Oder redet ihr offen darüber? Gibt es vielleicht sogar jemanden hier, der einem free bleeding-zirkel angehört?

Lasst es uns wissen!

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