Frauen erzählen von ihrer ersten Periode | Teil 1

Frauen erzählen von ihrer ersten Periode | Teil 1

Das erste Mal bluten ist für viele Mädchen ein Schock. Viele sind überfordert, überrumpelt und geraten in Panik. Aufklärung ist hierbei das Wichtigste. Doch obwohl viele von uns wissen, dass uns die Periode irgendwann in der Pubertät erwartet, fühlen wir uns trotzdem komisch in dem Moment, in dem wir sie tatsächlich bekommen. Es ist eine Mischung aus Angst und Freude, Scham und Stolz. Ich habe euch gefragt, wie es war, als ihr eure Periode zum ersten Mal bekamt. Wie alt wart ihr? Wo wart ihr? Wie habt ihr euch gefühlt? Das waren eure Antworten.

Leonie, 26

Meine erste Periode bekam ich einen Tag nach Weihnachten mit 13 oder 14 Jahren. Ich wusste nicht wirklich, was passierte. Mein Papa wollte mir helfen und Tipps geben –  wobei er so unbeholfen war und es für mich nur schlimmer machte. Meine Mama kam und hatte plötzlich alles im Griff. Ich habe mich furchtbar gefühlt. Ich hatte Bauchkrämpfe und Kopfschmerzen. Noch heute geht es mir so schlecht, wenn die Regel wieder ansteht. Mein Freund ist sehr verständnisvoll und fragt immer, ob er mir ein Kirschkernkissen aufwärmen, Schokolade holen oder mich einfach nur im Arm halten soll. Ich hasse diese Zeit im Monat.

Lydia, 23

Ich war 12 Jahre alt als ich die Regel zum ersten Mal bekam. Ich hatte aber schon mindestens ein Jahr davor schlimme Bauchschmerzen und wusste, dass der Tag bald kommen würde. Zum Glück war ich zuhause und vollkommen stressfrei. Meiner Mama erzählte ich es sofort und sie meinte ich sei jetzt eine richtige Frau und, dass das durchaus ein Grund zum Feiern wäre.

Ich hatte weder damals noch heute ein Problem damit meinen männlichen Freunden zu erzählen, wenn ich gerade menstruierte und es mir deshalb nicht gut ging. Sie müssen das einfach verkraften, weil es sie früher oder später auch betreffen wird, wenn sie z.B. eine Freundin haben.

Ich habe auch auch das Glück einen großartigen Partner zu haben. Mir ist es sogar schon passiert, dass ich durch die Laken durch in die Matratze geblutet habe, während der Regel und für ihn war das kein Problem. Das wurde dann gereinigt und gut ist. Es ist wahnsinnig wichtig, dass ein Mann das akzeptiert, gut versteht und alle Frauen darin unterstützt. Ich habe leider sehr schmerzhafte Perioden und mein Freund tut alles, damit es mir irgendwie besser geht. Er massiert mich, wärmt mir mein Kirschkernkissen auf, bringt mir Tee etc. und das hilft zumindest psychisch enorm, wenn jemand das Ganze nachvollzieht und einen in der Situation aufheitert.

Solange wir uns für etwas völlig Natürliches verstecken oder gar schämen, machen wir das Thema selbst zum Tabu.

Magdalena, 28

Ich hab eine sehr ähnliche Erfahrung wie Márcia gemacht. Ich bekam meine erste Periode erst relativ spät, so mit 14 Jahren und als mit 15 meine Magersucht anfing, setzte meine Periode sehr schnell wieder gänzlich aus. Ich hatte das Glück einen sehr langen Zyklus und nur sehr kurze Blutungen zu haben, gänzlich unbegleitet von Schmerzen oder Stimmungsschwankungen. Damit gehöre ich aber wohl eher zu den Ausnahmen. Vermisst habe ich meine Tage aber trotzdem nicht als sie über zweieinhalb Jahren aufgrund der Essstörung ausblieben. Als aktive Leistungsschwimmerin waren Blutungen zwar dank Tampons nie ein Hindernis, aber traurig darum, sie nicht zu bekommen, war ich auch nicht.

Erst eine ganze Weile nachdem sich mein Körper von der Magersucht erholt hatte, kam auch meine Periode wieder zurück und diesmal noch unregelmäßiger als zuvor. Manchmal mit 10 bis 12 Wochen Abstand dazwischen – nach spätestens 8 Wochen begann ich mich ernsthaft verrückt zu machen. Nach nunmehr 4 Jahren beginnt sich mein Zyklus erst wieder zu stabilisieren, was mit unter auch an meiner Kupferspirale liegt. Im Freundeskreis wird das Thema sehr offen behandelt.

Viele von uns haben sich inzwischen eine Spirale einsetzen lassen, die meisten von uns sind von Tampons auf Menstruationstassen umgestiegen. Studienfachbedingt besteht der Großteil meines Freundeskreises aus Männern und selbst mit denen ist es selbstverständlich über „Frauenprobleme“ zu sprechen – schließlich betrifft es sie ja auch. Zwar nicht direkt, aber als Partner, Freunde, Brüder an der Seite von uns Frauen.

Solange wir uns für etwas völlig Natürliches verstecken oder gar schämen, machen wir das Thema selbst zum Tabu. Dabei ist Menstruation doch eigentlich etwas Wunderschönes. Da bereitet der weibliche Körper jeden Monat das pure Luxushotel für eventuell neues Leben vor – immer und immer wieder in der Hoffnung neues Leben spenden zu können.

Menstruation ist doch eigentlich etwas Wunderschönes. Da bereitet der weibliche Körper jeden Monat das pure Luxushotel für eventuell neues Leben vor – immer und immer wieder in der Hoffnung neues Leben spenden zu können.

Valeria, 22

Im Nachhinein ist die Story, als ich zum ersten Mal meine Periode bekam, total witzig. Ich war Ende 13 und vor zwei Wochen zuvor nach Deutschland ausgewandert. Viele meiner Freundinnen aus der Heimat hatten bereits ihre Periode und waren äußerlich schon deutlich mehr Frau. Ich habe mir aber nicht wirklich was daraus gemacht – es war mir egal. In Deutschland, hatte ich Deutschunterricht mit lauter Erwachsenen, die meisten davon männlich.

An einem Tag habe ich mich irgendwie anders gefühlt, mein Unterbauch krampfte leicht und ich dachte ich hätte etwas Falsches gegessen. Ich ging auf die Toilette WC meine Unterhose war voller Blut. Ich war völlig unvorbereitet und im ersten Moment überfordert. Dann habe ich gefühlt 10 km Klopapier eingerollt und als Binde benutzt. Das habe ich dann noch 3 Mal über den Tag verteilt gemacht, bis der Unterricht vorbei war und ich nach Hause gehen konnte. Ich wollte auf keinen Fall dass meine Jeans dreckig wurde und es jemand sehen konnte. Ich sah beim Gehen sicher aus wie ein Pinguin.

Ismene, 24

Ich war fast 13 Jahre alt, als ich die Periode zum ersten Mal bekam. Die meisten Mädchen aus meiner Klasse hatten sie schon und durften deshalb beim Schwimmen aussetzen. Ich hatte diese Ausrede nie bis dahin. Meine Mama hat mich ab dem 9. Lebensjahr darauf vorbereitet, da sie die Regel in dem Alter schon bekommen hatte. Sie packte mir jeden Tag eine saubere Unterhose und Binden in die Schultasche. Jahrelang. Umsonst. Meine erste Periode habe ich sehnlichst erwartet- von der Entwicklung her war ich schon längst in der Pubertät, aber die Blutung ließ lange auf sich warten. Im Juni kurz vor meinem 13. Geburtstag kamen sie dann endlich. Zuerst war ich mir nicht sicher, ob das nun wirklich meine erste Periode ist. Ich habe sogar eine Freundin angerufen, weil gerade niemand zuhause war. Am nächsten Tag war die Blutung stärker und da war ich mir endlich wirklich sicher, dass es sich um meine erste Periode handelt. Ich weiß sogar noch alle Details, was ich an diesem Tag gemacht habe und auch dass ich eine rote 3/4-Hose anhatte und ein buntes Off-Shoulder Top. Ich war im Kino und dann bei einer Schulkollegin und kann mich gut erinnern, dass ich nicht wusste, wo ich meine benutzte Binde hintun sollte. Ich bin damit zum Mülleimer auf der Straße gerannt, erschien mir damals am einfachsten.

Aurora, 21

Das erstmal meine Periode habe ich in der Schule bekommen. Ich hatte Kunst und bin wie gewöhnlich ab und zu mal auf die Toilette gegangen. Ich sah dann Blut auf dem Toilettenpapier. Ich wickelte fünf Schichten Papier in meine Unterhose und fragt dann verzweifelt eine Klassenkamaradin, ob sie mir helfen könne. Sie gab mir eine Binde und zeigte mir wie ich sie in die Unterhose klebte. Ich watschelte wie eine Ente. In der Pause rief ich meine Mutter an, da ich es wichtig fand ihr das zu erzählen. Es hat mich allerdings nicht davon abgehalten den Tag weiter durchzuziehen. Mittlerweile gehe ich super offen mit dem Thema Periode um.

 

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