3 Ladies 3 Ernährungsweisen

3 Ladies 3 Ernährungsweisen

Wir drei haben sehr viele Gemeinsamkeiten, Ernährung ist aber keine davon. In vielen Aspekten ähnelt sie sich schon, aber im Tiefsten Kern wieder nicht.

Über Ernährung zu schreiben oder darüber zu berichten, ist etwas sehr Persönliches, das manche Menschen positiv beeinflussen, aber auch negativ belasten kann. Alina lebt seit drei Jahren vegan. Was sich für sie in der Zeit verändert hat? Sie hat sich mit Essen mehr auseinandergesetzt als jemals zuvor und jetzt liebt sie es zu kochen. Nina isst vegetarisch. Irgendwann ging ihr ein Lichtlein auf, dass sie kein Fleisch braucht. Márcia ist Flexitarierin und hat Vieles ausprobiert. Krasse Ernährungsumstellungen wirken sich für sie aufgrund ihrer Vorgeschichte nicht immer positiv aus. Was sich seit unserem letzten Artikel über unsere Ernährungsweise geändert hat, erzählen wir euch heute.

 

Márcia

Flexitarierin

Ernährung, Essen… Für mich immer schon schwierige und Abstrakte Konzepte gewesen. Irgendwann entwickelte ich eine Abneigung zu Essen. Ich konnte es kontrollieren, indem ich aß oder eben nicht und ich entschied mich für letzteres. Nichtessen war ein Trost, es war Kontrolle. Mein Verhältnis zu Essen ist bis heute schwierig. Auch wenn ich wieder physisch gesund bin, werden die Gedanken, die mich früher täglich heimsuchten,  niemals vollkommen verschwinden. So habe ich ein sehr schlechtes Gewissen, dass ich über die Osterfeiertage – für meine Verhältnisse – sehr viel gegessen habe. Aber das gehört nun mal dazu. Ich versuche dann einfach eine gesunde Ernährungsweise zu „kontrollieren“. Statt auf Essen zu verzichten, verzichte ich hin und wieder auf Süßigkeiten. Aber meine Ernährungsweise zu verändern, ist etwas, das mir wirklich Angst macht. Ich fühle mich dann immer sofort überfordert und habe das Gefühl in diese unendliche Spirale von damals hineinzukippen. Deshalb habe ich bis heute auch nicht meine Ernährung auf 100% vegetarisch umgestellt (habe das nur 1 Jahr lang geschafft, aber auch nur, weil ich davor Salmonellen hatte). Stattdessen esse ich hin und wieder Fleisch. Insbesondere dann, wenn ich bei meiner Familie in Portugal bin oder bei der meines Freundes. Für mich selbst würde ich Fleisch nicht kochen bzw. kaufen.

Ich habe letztes Jahr aufgrund meiner Erkrankung Endometriose versucht auf Gluten und Milchprodukte zu verzichten. Das hat mit Ersatzprodukten ein paar Monate ganz gut geklappt. Es wurden Kichererbsennudeln statt Pasta gegessen. Statt Käse, kam veganer Käse auf den Tisch. Milch trinke ich seit Jahren nicht. In der Zeit habe ich ein paar Kilo abgenommen. Das lag an der Krankheit, aber auch an der Ernährungsumstellung und ich habe gemerkt, wie meine Gedanken wieder diese Richtung einschlagen. Wie ein und dann zwei Kilo nicht mehr genug waren und ich mehr verlieren wollte. Wenn ich mir heute Bilder von letzten Jahr anschaue, sehe ich den Unterschied.

Ich sehe und spüre ihn auch an der Kleidung, die mir jetzt zu eng ist und ich deshalb in einem Akt der Selbstliebe alles aus dem Kleiderschrank verbannt habe. Ernährung, Essen… Für mich immer schon schwierige und Abstrakte Konzepte gewesen. Und genau deshalb versuche ich nicht von heute auf morgen alles zu ändern, sondern mich langsam heranzutasten.Vielleicht verzichte ich jetzt wieder auf Gluten, aber den echten Käse, den lasse ich mir. Und wenn die Mama „Arroz de Marisco“ (Reis mit Meeresfrüchte) kocht, dann esse ich das auch, weil das meine Liebelingsspeise ist. Sie selber kochen, würde ich aber nicht.

Alina

Veganerin

Es war nicht immer leicht mit mir – das muss ich zugeben. Fragt man meine Freunde aus der Kindheit, wie sie mein Essverhalten beschreiben würden, würden wohl Worte wie „wählerisch“ und – auf gut österreichisch – „haglich“ fallen. Ich aß zwar immer gerne, viel und mit Begeisterung – aber eben einfach nur eine limitierte Auswahl an Dingen. Zucchini? Niemals. Champignons? Nope. Melanzani? Keine Chance. Seit ich mich vor drei Jahren von heute auf morgen für eine vegane Lebensweise entschieden habe (alles dazu erfahrt ihr hier), musste ich mich zum ersten Mal in meinem Leben so richtig mit dem Thema Ernährung, und was in meinem Körper landet, auseinander setzen. Meine alten Gewohnheiten und zum Teil starren Essensmuster flogen aus dem Fenster – und das ist rückblickend wohl eine der besten und gesündesten Entscheidungen meines Lebens gewesen.

  
 Heute blicke ich auf die letzen drei Jahre zurück und auf mein altes Ich, das diese Zeilen hier verfasst hat und bin stolz auf den Weg, den ich gegangen bin. Es war nicht immer leicht, die eigene Ernährung komplett auf den Kopf zu stellen und einem werden auch heutzutage noch häufig Steine in den Weg gelegt, doch alles in allem ist es weder schwierig noch unmöglich vegan sowohl Zuhause als auch auf Reisen umzusetzen. Manchmal verlangt es zwar ein wenig Kreativität, aber ich habe keinen noch so kleinen Baby-Step bereut.

Was ich in den letzten Jahren gelernt habe? Dass einen das eigene Umfeld manchmal verblüffen kann, dass ich selbst zu viel mehr imstande bin, als ich mir oft selbst zugestehe und dass das Leben immer im Fluss ist und nichts in Stein gemeißelt. Eine Reise, die vor drei Jahren mit einer Dokumentation begonnen hat, hat mir mittlerweile eine Passion fürs Kochen, für Essen und für gesunde Ernährung in die Wiege gelegt, die ich jeden Tag aufs neue zelebriere. Denn so sollte Ernährung sein – einfach ein großer Spaß.

Nina

Vegetarierin

Ähnlich wie bei Márcia ist auch mein Verhältnis zu Essen ein gestörtes – und leider ist das bei so vielen jungen Frauen der Fall. Jahrelang habe ich mir eingeredet, dass dem nicht so wäre und dass ich mir lediglich normale Gedanken um meine Ernährung mache. Doch es gibt einen Unterschied zwischen dem bewussten Konsum von Nahrungsmitteln und dem krankhaften. Ich denke, dass ich ein wenig unter dem zweiten zu leiden habe. Es ist nicht so, dass ich jemals aufgehört hätte zu essen. Aber es ist viel zu oft geschehen, dass ich mich nach dem Verzehr eines Gerichtes unwohl fühlte – einfach nur, weil ich es bis auf den letzten Bissen verputzt habe. Viele Jahre dachte ich eben, dass sei ein normales Essverhalten – weil es einfach so vielen in meinem Umfeld ähnlich ging, die Mädchen in der Werbung so dünn aussahen und ein Thigh Gap scheinbar  das Non-Plus-Ultra in unserer verschrobenen Instagramwelt ist. Heute weiß ich es besser. Ich möchte essen, um zu genießen, um satt zu werden und meinen Körper, das Werkzeug, das mich durch mein Leben trägt, zu pflegen – es gelingt mir meistens, aber noch immer nicht immer.

Doch nicht nur meinem Körper möchte ich Gutes tun, ich will durch meine Ernährungsweise vor allem keinem  Schaden zufügen. Vor nun schon über drei Jahren habe ich mich deshalb dazu entschlossen, mich vegetarisch zu ernähren. Damals hat mein gesamter Freundeskreis begonnen, sich über Nachhaltigkeit und all die Dinge, die ein umweltbewussteres Leben beeinflussen, Gedanken zu machen. Einige meiner Freundinnen haben schon vor mir begonnen, auf eine vegetarische Ernährung zu setzen. So richtig überzeugen konnte mich aber erst die Dokumentation Cowspiracy (könnt ihr übrigens über Netflix schauen).

Ich war plötzlich mit einer Fülle an Fakten, die mich schockierten, konfrontiert – meine Antwort darauf war der Vegetarismus. Viele, aber vor allem meine Mutter, machen sich Sorgen, ob ich genügend Vitamine, Proteine und Eisen zu mir nehme. Ich würde von mir behaupten, dass ich mich seit drei Jahren viel ausgewogener ernähre, als ich es in meinem gesamten Leben davor getan habe. Was mir an Nährstoffen fehlt, mache ich mit Ergänzungsmitteln wett. Ich sage nicht, dass diese Art der Ernährung für alle die richtige ist, aber sie ist es für mich. Und ich fühle mich endlich wohl in meinem Körper.

Essen bzw. Ernährung ist etwas so Persönliches und deshalb solltet ihr für euch selbst entscheiden, was euch gut tut, was ihr und euer Körper braucht und dabei vielleicht auch ein kleines bisschen die Umwelt beachten. Vielleicht holt ihr euch einen saisonalen und regionalen Kalender, um herauszufinden welches Obst und welches Gemüse, wann gibt. Vielleicht lest ihr öfter Verpackungsbeilagen. Vielleicht tauscht ihr euch mit Freunden und mit Familie aus. Vielleicht lest ihr darüber oder schaut euch Dokumentarfilme an. Doch am Ende des Tages müsst ihr noch immer das tun, was sich für euch richtig anfühlt. Essen muss in erster Linie Spaß machen und nicht zu einem Zwang oder schlimmer noch, etwas Lästigem werden.

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